Lutherstift Störmthal – Geschichte

Lutherstift Störmthal

Das Lutherstift Störmthal wurde 1870 vom Verein Innere Mission Leipzig Land als Einrichtung für „schwer erziehbare Knaben“ eingerichtet. Der Hausvater Bruder Petrich wurde von Johann Hinrich Wichern im Rauhen Haus in Hamburg ausgebildet.

Inhalt und Ausrichtung der Arbeit war damals somit sehr ähnlich zu der Arbeit des Seehaus e.V. mit straffälligen Jugendlichen.

Aus der Chronik des Lutherstiftes*:

„Mit dem Gründungstage des Lutherstifts, dem 10. November 1870, also mitten in einer Kriegszeit, zog der Geist Wicherns in die Anstalt ein, denn in einer kirchlichen Feierstunde wurde als erster Hausvater Herr Petrich eingewiesen, der in dem „Rauhen Hause“ in Hamburg ausgebildet worden war. Seine Frau war Diakonisse (wir würden wohl eher sagen: Diakonin, weil Diakonissen normalerweise nicht verheiratet waren und sind, oder die Diakonisse hat eben geheiratet, was auch immer wieder vorkam)…

Der zur Verfügung stehende Platz reichte für ca. 12 Zöglinge. Die Besetzung schwankte. Den Unterricht erteilten der Hausvater und der jeweilige Geistliche von Liebertwolkwitz. Die Knaben wurden zur Arbeit angehalten und besonders die Garten- und Feldarbeit machte ihnen unter der Anleitung des Hausvaters Freude. Während der Arbeit erzählten die Knaben aus ihrem bisherigen Leben, was für den Hausvater sehr wertvoll und wichtig war…“

Ein kurzer Bericht zur Gründung des Lutherstifts Störmthal findet sich auch in den Fliegenden Blättern aus dem Rauhen Hause zu Horn bei Hamburg:

„Neues Rettungshaus zu Störmthal. Während an so vielen Stellen die Rettungshäuser und andere milde Anstalten in Folge der Kriegsereignisse in große Geldverlegenheit gerathen, erhebn sich an andern Stellen andere neue. Zu diesen letzteren gehört das am 10. Nov. d.J. durch ein Weihefest eröffnete und Lutherstift genannte Rettungshaus zu Störmthal bei Leipzig. Die Weihrede hielt der Pastor loci Achilles. Hausvater ist der Bruder des Rauhen Hauses Petrich, der bis dahin seit 1857 in der Corrections- und Erziehungsanstalt zu Bräunsdorf in Sachsen gearbeitet“ (Wichern: Fliegende Blätter aus dem Rauhen Hause zu Horn bei Hamburg, einundzwanzigste Serie, Hamburg, 1870, S. 346).

Fliegende Blätter

Vom Vorsitzenden der Inneren Mission Leipzig Land, dem Rittergutsbesitzer Dr. Fiedler wird berichtet, dass er sich rührend um die Knaben kümmerte, und vor allem Lebensmittel, aber auch weitere Dinge zur Verfügung stellte. Bis 1931 war die Einrichtung für die „schwer erziehbaren Knaben“.

Nonnen vorm Lutherstift

Später wurde daraus eine Einrichtung für Menschen mit Behinderungen des Diakonischen Werks Innere Mission Leipzig e.V. Diese Arbeit findet ihre Fotsetzung im „Katharina von Bora“ Haus in Markkleeberg.

Das Lutherstift Störmthal gehört der Diakonie Leipzig und wird derzeit an Seehaus e.V. vermietet.

* Die Informationen wurden uns freundlicherweise von Herrn Missionsdirektor Pfarrer Christian Kreusel der Diakonie Leipzig zur Verfügung gestellt.

Der Hausvater Bruder Petrich wird in den Schriften Wicherns noch als Protokollführer in Salem zu Bräunsdorf im Königreich Sachsen genannt (Peter Meinhold (Hrsg.): Johann Hinrich Wichern, Sämtliche Werke, Band IV/2, 1959. S. 241

Weitere Hausväter:

1904 – 1925  Bruder Kloss, ausgebildet in der Anstalt Moritzburg, anschließend Bruder Walter aus Moritzburg gefolgt von Bruder Gabsch und Bruder Vogel.