Am 25.6.2003 bin ich im Leipziger Arthur Brettschneider-Park von zwei Nazi-Skins zusammengeschlagen worden. Beide wurden schnell gefasst, ihnen wurde der Prozess gemacht und sie wurden – nicht nur deswegen – zu hohen Haftstrafen verurteilt. Knapp zehn Jahre später meldetet sich der „Weiße Ring“, der Verein zur Unterstützung von Kriminalitätsopfern und zur Verhütung von Straftaten, bei mir. Einer der beiden jungen Männer von damals suchte das Gespräch und wolle sich bei mir entschuldigen. Wir trafen uns, all die Filme im Kopf gingen wieder an, und wir redeten knapp zwei Stunden miteinander – sehr emotional. Am Ende reichten wir uns die Hände, und ich bin mir sicher, wir fühlten uns beide besser. Was ich daraus gelernt habe? Niemand wird als „böser Mensch“ geboren und vor allem: Jeder hat eine zweite Chance verdient. Lasst uns gegenseitig diese zweite Chance geben – und die unterstützen, die es dafür braucht: Zum Beispiel junge Straftäter, die aus ihren Fehlern der Vergangenheit lernen wollen. Und engagierte Menschen wie die Seehaus-Mitarbeiter, die ihnen dabei Hilfestellung geben. Wir würden uns damit alle besser fühlen.
Sebastian Krumbiegel
„Die Prinzen“