Das Abikleid gerade so im Schrank verstaut ging es für mich nach Störmthal- 13 Monate Seehausleben schnuppern (07/2015-08/2016). Um die Hausmutter zu unterstützen koche ich für die WG: Rund 10 hungrige Personen pro Mittagessen. Zunächst unter Anleitung, später dann immer eigenständiger durfte ich diese tägliche Aufgabe meistern. Schön waren natürlich positive Rückmeldungen, ich lernte jedoch auch mit kritischen Stimmen umzugehen und mich weniger verunsichern zu lassen: nicht jedem schmeckt das Gleiche.
Mit dem jüngeren Kind der Hauseltern verbrachte ich sehr viel Zeit und so durfte ich die Entwicklung vom ersten Schritt zum ersten Wort miterleben, was sehr wertvoll war. Beim unselbstständigen Füttern angefangen wundere ich mich heute manchmal, wie selbstständig der Kleine im Garten herumspringt und ich nur noch aufpassen muss, dass er vor Begeisterung nicht auf den vorbeifahrenden Bagger aufspringt.
Zweimal wöchentlich stand der WG-Einkauf bevor: Mit zwei vollgepackten Einkaufswägen ein ganzes Kassenband belegen sorgt für so manchen verwunderten Blick. Es kam sogar vor, dass eine mutige Kassiererin Vermutungen in den Raum stellte, wofür man 40 Stück Butter benötigte und so ergaben sich interessante Gespräche.
Ansonsten gehörten noch verschiedene Putzdienste zu meinen Aufgaben, sowie während der Hausaufgabenzeit bei Bedarf zu helfen.
So mancher Frühsport oder das wöchentliche Zirkeltraining führten mich jedoch manchmal an meine Grenzen und ich lernte meinen Schlaf während der Monate hier auf ganz besondere Weise zu schätzen. Eine weniger körperlich sondern mehr mentale Herausforderung stellten die Diskussionen mit den jungen Männern im Seehaus dar. Teilweise galt es Reibungen auszuhalten und Konflikte zu klären- auch wenn das zunächst unangenehm war half es das enge Zusammenleben zu ermöglichen und verbessern. Die Unterstützung durch die anderen Mitarbeiter war an dieser Stelle sehr hilfreich.
Insgesamt ist der Zusammenhalt in der Mitarbeiterschaft nicht nur notwendig für die täglichen Aufgaben, sondern authentisch und herzlich, wodurch ich mich im Seehausalltag schnell einfinden und wohlfühlen konnte.
Tatsächlich gab es einige anstrengende Zeiten und Konflikte, doch im Rückblick überwiegen definitiv die schönen Momente- zum Abschluss einige Streiflichter aufgelistet: Liedersingend am Lagerfeuer sitzen, Volleyballspielen zum Familienabend, Crepes verteilen beim Seehauscafe, Bäume ‚gießen‘ mit den windelfreien Kindern, Birnen frisch vom Baum genießen, sich nach Konflikten die Hand geben können, in seiner Persönlichkeit herausgefordert werden und wachsen.
August 2016