Seehaus e.V. ist Mitglied von Prison Fellowship International
Gründung von Prison Fellowship
Prison Fellowship International ist ein Zusammenschluß von unabhängigen nationalen Mitgliedsorganisationen, die im Bereich der freien Straffälligenhilfe tätig sind. Prison Fellowship wurde 1976 von Charles Colson gegründet. Als Sonderberater von Präsident Nixon war er in die Watergate Affäre verwickelt. Er musste deswegen ins Gefängnis. Während seiner Inhaftierung hatte Colson erlebt, wie der christliche Glaube sein eigenes und das Leben von anderen Menschen verändert hat. Nach seiner Entlassung hat er Prison Fellowship in den USA gegründet. Ziel war es, Christen von verschiedenen Konfessionen und Traditionen zusammenzubringen, damit sie ihren Glauben und die Liebe Gottes mit Gefangenen, ehemaligen Gefangenen und ihren Familien teilen können. Bald darauf hat er Organisationen aus anderen Ländern kennen gelernt, die das gleiche Ziel verfolgten. Um voneinander zu lernen und miteinander vorwärts zu kommen, haben sich diese Organisationen zusammengeschlossen. Prison Fellowship International entstand. Inzwischen gibt es Mitgliedsorganisationen in 117 Ländern mit ca. 100.000 Ehrenamtlichen weltweit.
Was tun wir?
Prison Fellowship hilft Gefangenen, ehemals Gefangenen, Opfern von Kriminalität und ihren Familien. Christen aus verschiedenen Kirchen und christlichen Traditionen werden ermutigt sich in Zusammenarbeit mit den Gefängnisseelsorgern für diese Personengruppen einzusetzen. Dies geschieht in den unterschiedlichen Ländern jeweils auf verschiedene Art und Weise: Ehrenamtliche besuchen Gefangene und ihre Familien, helfen mit, Gottesdienste zu gestalten, bieten Gesprächsgruppen an. Praktische Hilfe wie ärztliche Versorgung, juristischer Beistand, Essensversorgung, schulische Bildung, Ausbildungsmöglichkeiten und die Verbesserung der Lebensbedingungen gehören ebenso wie Sport- und Kulturveranstaltungen zu den Angeboten. Hilfen für die Angehörigen gehören in vielen Ländern ebenso zu den Aktivitäten wie Hilfen bei der Integration von ehemals Gefangenen in die Gesellschaft. Gleichzeitig befürwortet und unterstützt Prison Fellowship Reformen im Strafrechtswesen, die Wiedergutmachung und die Belange der Opfer in den Mittelpunkt stellen („Restorative Justice„). Prison Fellowship International hat beratenden Status im Wirtschafts- und Sozialrat der Vereinten Nationen und übernimmt eine führende Rolle in der „Alliance of NGOs on Crime Prevention and Criminal Justice“ und der „Working Party on Restorative Justice“. Prison Fellowship International hat eine Reihe von verschiedenen Programmen und Projekten entwickelt, die von den Mitgliedsorganisationen in jeweils an die Landesverhältnisse angepasster Form angewendet werden können. Darunter sind folgende Programme:
- Justice Advocates – Mitgliedsorganisationen werden geschult, um die Prinzipien von Restorative Justice in ihrem jeweiligen Rechtssystem anzuwenden und für die Umsetzung dieser Prinzipien auf den verschiedenen Ebenen zu werben.
- Sycamore Tree Project – Sycamore Tree (Opfer und Täter im Gespräch) ist ein 8-12 wöchiges Programm, das im Gefängnis angeboten werden kann. Dabei werden Gruppen von Opfern mit Tätergruppen zusammengebracht. Ein Mediator leitet das Gespräch. Themen wie die Auswirkungen von Kriminalität, der Schaden, der dadurch entsteht und wie dieser Schaden wieder gut gemacht werden kann, werden behandelt. Die Straffälligen werden dazu aufgefordert, zumindest symbolische Wiedergutmachung zu leisten. Diese Projekt ist sowohl für die teilnehmenden Opfer wie auch für die Täter sehr heilsam.
- APAC – Die APAC Methode fördert ein neues Konzept vom Umgang mit Gefangenen und der Organisation von Strafvollzug. Dabei werden die Programmteilnehmer zur Verantwortung gezogen. Durch Arbeit, Bildung, Berufsvorbereitung, Sport und spirituellen Angeboten werden die Teilnehmer auf ein verantwortliches Leben ohne Straftaten vorbereitet. Das Seehaus-Konzept für den Jugendstrafvollzug in freien Formen basiert auf der APAC Methode.
- GEO Trust – Kleinstkredite werden an Familienangehörige von Gefangen oder ehemaligen Gefangene ausgegeben. Damit können diese ein Kleinstunternehmen aufbauen, wodurch sie sich und ihre Familien ernähren können. Neben den Krediten werden die Teilnehmer geschult und begleitet. Die Kleinstkredite werden hauptsächlich in afrikanischen oder südamerikanischen Ländern ausgegeben.
- GAP Projects – Ärzteteams besuchen Gefängnisse in einem bedürftigen Land und behandeln dort Gefangene, Strafvollzugspersonal und jeweils ihre Familien. Dabei arbeitet Prison Fellowship International mit verschiedenen Organisationen zusammen. Ein wichtiger Partner ist das humedica-Ärzteteam (Kaufbeuren). Neben den Ärzteteams gibt es auch Bauteams die helfen, notwendige Gebäude wie z.B. Mutter- und Kind-Einrichtungen in Gefängnissen, aufzubauen. Konzeptionelle Hilfen werden von Universitäten angeboten. Alle Projekte sind darauf angelegt, dass sie von der jeweiligen Mitgliedsorganisation vor Ort weitergeführt werden, wenn die ausländischen Teams das Land wieder verlassen haben.
- Week of Prayer – Jedes Jahr ruft Prison Fellowship International Christen in der ganzen Welt auf, eine Woche lang speziell für Gefangene, ehemalige Gefangene, Opfer von Kriminalität, ihre Familien und alle, die in der Arbeit mit diesen Personengruppen einbezogen sind – also Richter, Vollzugsbeamte, Gefängnisseelsorger, usw. – zu beten.