Elias Bolay, BFD im Seehaus Leipzig 08/2019 – 08-2020
Was bedeutete es im Seehaus zu leben?
Im Seehaus Leipzig zu leben hat für mich bedeutet einen großen Haufen spannender/cooler/ inspirierender Leute um sich herum zu haben. Ständig kommt es zu Begegnungen, Small Talk oder auch tiefen Gesprächen. Das heißt aber auch einen Teil seiner Privatsphäre (seines „Ungestört-Seins“) aufzugeben. Und das lässt sich auch kaum verhindern, eher eindämmen.
Was waren deine Gründe fürs Seehaus?
Fürs Seehaus hab ich mich entschieden, weil ich in Deutschland ein Jahr in ein soziales Projekt investieren wollte. Die Arbeit mit den jungen Männern war letzten Endes der Hauptgrund für meine Entscheidung fürs Seehaus – man geht man einer wertvollen und anspornenden Arbeit nach.
Was waren deine Tätigkeiten, wofür warst du verantwortlich?
Meine Hauptaufgaben haben sich um die WG gedreht – WG-Zeiten, einkaufen, kochen, putzen. Zusätzlich war ich für die Fotoverwaltung verantwortlich. Geringfügig habe ich in der Hausmeisterei oder in den Betrieben mitgeholfen.
Was war cool, was nicht so?
Herausforderungen und Freude haben mir die Jungs bereitet – das war cool. Und die vielen kleinen oder großen Gespräche mit den lieben Mitarbeitern. Mir hat es auch gefallen zu sehen, dass ich mit meiner Arbeit einen Mehrwert erzeuge. Ich konnte mit recht einfachen Aufgaben immer wieder oder ganz regelmäßig die Mitarbeiter in ihrer Arbeit mit den Jungs unterstützen und entlasten.
Nicht so cool war die aufwendige Fotoverwaltung und das lange Prozedere um den Einkauf herum.
Welche Aufgabe gefiel dir am besten?
Gestresst hat mich zwar immer wieder das Kochen für so viele Menschen – aber eigentlich hatte ich da auch meinen Spaß mich auszuprobieren. Das ist aber nicht zu toppen von wilden Tischkicker-Matches, freundschaftliche Balgerein mit den jungen Männern, Brettspiel Abende als WG-Familie, Streitgespräche mit den Jungs, ausführlichste Brotmahlzeiten, Gruppenkonfrontationen oder einfach der Raucherpause – meine WG-Dienste!
Welchen Herausforderungen muss man sich als FSJler/BFDler stellen?
Man füllt eine sehr komische Rolle aus als Jami. Für die Mitarbeiter ist man Kollege und „der Jami“, für die jungen Männer eine Art Freund und gleichzeitig auch „der Vorgesetzte“. Irgendwo in diesem Rollen-Wirrwarr muss man sich dann gut zurechtfinden. Außerdem tritt man eine Stelle als Unterstützer und Helfer an. Da sollte man darauf Acht geben nicht auszubrennen, sich selbst auch mal eine großzügige Pause zu gönnen.
Wo bist du gewachsen?
Ich denke, ich bin in dem Jahr selbstbewusster und auch selbständiger geworden. Wahrscheinlich auch erwachsener. Aber das Urteil überlasse ich lieber Anderen.
Warum lohnt sich ein FSJ im Seehaus?
Gerade wenn man frisch aus der Schule kommt, tut einem das Seehaus gut, um Naivität loszuwerden. Zumindest ich habe eine gigantische Menge an Leuten kennengelernt, die so anders leben und denken als ich (das gewohnt war). Im Vorhinein kann man nicht wissen, ob es eine gute Entscheidung werden wird. Aber das Ausprobieren lohnt sich. Mein Bauchgefühl hat sich in diesem Sinne bewährt – für mich war es eine gute Entscheidung!