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Seehaus-Fest Leipzig: Zwischen Hochlandrindern und Hauselternkindern

Strafvollzug in freien Formen öffnet seine Türen beim Seehausfest

Es ist Samstag, 14 Uhr. Die Sonne scheint. Eine lange Autoschlange bewegt sich zum Hainer See. Über 400 Menschen, Jung und Alt, machen sich zu Fuß oder auf dem Rad auf den Weg zum Seehaus Leipzig. Der Strafvollzug in freien Formen öffnet seine Türen und gibt Einblicke für Interessierte. Im Seehaus Leipzig sind strafgefangene junge Männer in WGs mit Familienanschluss untergebracht und absolvieren hier, in einer Alternative zum geschlossenen Strafvollzug, ihre Haftzeit.

Nach einer herzlichen Begrüßung an der Einfahrt zum Gelände erleben die Besucher ein buntes Programm. Mehrere Stände sorgen mit herzhaften und süßen Speisen für das leibliche Wohl. Ehrenamtliche und festangestellte Mitarbeiter verteilen zusammen mit den jungen strafgefangenen Männern Wurst und Kuchen an die Fest-Besucher. Nicht unweit davon startet eine Führung über das Gelände. An verschiedenen Stationen werden Einblicke in das Entstehen und das Konzept des Seehauses gegeben. Währenddessen berichtet ein junger Mann, der nun schon seit mehreren Monaten im Seehaus lebt, aus seinem Alltag. In einer WG mit bis zu 6 anderen Strafgefangenen, Hauseltern und deren Kindern sei immer etwas los. Sowohl Konflikte als auch das gemeinsame Feiern von Erfolgen seien Teil des Zusammenlebens. „Früher habe ich mich oft vor Menschen zurückgezogen und mein eigenes Ding gemacht, hier fühle ich mich in der Gemeinschaft wohl und mag es mit den Kindern zu spielen“ sagt der junge Mann zum Ende der Führung.

Auf der großen Bühne beginnt das Programm. Neben musikalischen Einlagen kommen auch hier die jungen Männer zu Wort, erzählen von ihren Erfahrungen und geben Einblicke.

Im Seehaus können die jungen Männer einen Hauptschulabschluss nachholen oder eine Ausbildung beginnen. An zwei Tagen in der Woche besuchen sie die Seehaus-Berufsschule und wenden an den anderen 3 Tagen ihre Kenntnisse in den hauseigenen Ausbildungsbetrieben an. Ein junger Mann erklärt, was es bedeutet Klassensprecher zu sein. „Mir ist es wichtig alle im Blick zu haben und trotz unserer Unterschiede gemeinsam vorwärtszukommen.“ Ganz praktische Einblicke in die Ausbildungsbetriebe bekommen die Gäste beim gemeinsamen Anfertigen eines „gewundenen Holzzopfes“, fachmännisch ein Seilhieb.

Aktuell leben acht junge Männer im Seehaus. Zwei von ihnen sind schon seit Ende März entlassen. Sie erzählen wie es dazu kam, dass sie trotzdem noch im Seehaus sind. Bevor sie das Seehaus verlassen, machen sie noch ihren Abschluss.

 

Währenddessen kommen die kleinen Besucher voll auf ihre Kosten.  Auf der Hüpfburg, beim Kinderschminken, an den Wasserspielen der Freiwilligen Feuerwehr Kahnsdorf und Großzössen und beim Bauen einer Lego-Stadt. Ein weiteres Highlight für Große und Kleine ist der Besuch von Bully, dem Maskottchen von RB Leipzig. Ein Foto mit dem roten Bullen darf nicht fehlen! Beliebtes Fotomotiv an diesem Samstag sind neben dem Bullen im Kostüm, auch die echten hauseigenen Hochlandrinder auf der angrenzenden Weide. Bei einer Fütterung kann man den sanften Tieren mit imposant-geschwungenen Hörnern ganz nahekommen.

 

 

Ein Nachmittag voller Eindrücke, Begegnungen und Geschichten neigt sich dem Ende. Das Gelände leert sich nach und nach. Zurück bleibt Dankbarkeit für die zahlreichen Besucher und ihr Interesse am Seehaus!