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Wiedereingliederung FARC Guerillas

Hoffnungsträger und Seehaus unterstützen Wiedereingliederungsprozess ehemaliger FARC-Guerillas durch Kaufangebot einer Finca

Vereinbarung mit der FARC Führung, der UNO und anderen Organisationen

Die Hoffnungsträger Stiftung beabsichtigt, im Rahmen Ihrer Arbeit für Resozialisierung und Versöhnung die Finca El Alto in Kolumbien zu erwerben und an die Genossenschaft „Coop Emprender“ zu verpachten. Die Genossenschaft besteht aus ca. 120 ehemaligen Mitgliedern der „Fuerzas Armadas Revolucionarias de Colombia“ (FARC), die auf der Finca mit 433 ha Landwirtschaft betreiben und damit für ihren Lebensunterhalt sorgen möchten.

Dazu Marcus Witzke, Vorstand der Hoffnungsträger Stiftung: „Neben der Hilfe für Opfer des kolumbianischen bewaffneten Konflikts setzen wir uns ebenso für die Integration ehemaliger bewaffneter FARC Kämpfer ein. Nur wenn diese eine Zukunft für sich sehen, wieder in das gesellschaftliche Leben eingegliedert werden und sich durch Arbeit und landwirtschaftliche Projekte selbst versorgen können, kann die Gefahr verringert werden, dass sie zu ihren alten Lebensgewohnheiten und damit zu Waffen und Gewalt zurückkehren.“

Wiedereingliederungszone (ETCR)

Die Finca El Alto liegt direkt neben einer territorialen Ausbildungs- und Wiedereingliederungszone (ETCR) für ehemalige Guerilla-Kämpfer, ca. 350 km nordwestlich der Hauptstadt Bogotá in Santa Lucía, Ituango.

Der Idee für den Kauf Finca kam auf Grund der Anfrage von Jhon Taborda, einer der Leiter der ETCR in Santa Lucía, zustande, der schon 2015 im Bellavista Gefängnis in Medellin an einem von Hoffnungsträger geförderten Programm von Prison Fellowship Kolumbien teilgenommen hat. Zunächst hat Prison Fellowship das von Hoffnungsträger unterstützte Projekt „Dörfer der Versöhnung“ durchgeführt. Dabei haben ehemalige FARC Kämpfer, die in der Wiedereingliederungszone leben und Opfer des Konflikts an Versöhnungsgesprächen im Rahmen des Programms „Opfer und Täter im Gespräch“ teilgenommen und dann gemeinsam Häuser angestrichen, das Dach der Schule erneuert und andere Dorfverbesserungsprojekte durchgeführt.

„Wenn ehemalige Opfer und Täter gemeinsam an Versöhnungsgesprächen teilnehmen und für eine bessere Zukunft in ihren Dörfern arbeiten, kann Versöhnung erlebt und gelebt werden“, so Tobias Merckle, Vorsitzender des Stiftungsrates der Hoffnungsträger Stiftung und Vorstand von Seehaus e.V., die Prison Fellowship Kolumbien inhaltlich in ihrer Arbeit begleiten.

Der geplante Kauf der Finca ist Rahmen dieses Versöhnungsprozesses auf den Weg gebracht worden. Für Taborda ist die Bewirtschaftung dieser Finca wesentlich, um den Weg ins zivile Leben gehen zu können und zu zeigen, dass die ehemaligen FARC Kämpfer ihre Waffen abgegeben und von der Gewalt abgeschworen haben und nun landwirtschaftlicher Arbeit nachgehen auch zum Nutzen der umliegenden Dorfgemeinschaften.

Bisher konnten Genossenschaften der FARC nur vier Pachtverträge mit einer Regierungsorganisation abschließen. Es ist das erste Mal, dass eine private oder gemeinnützige Organisation eine Finca an die FARC verpachten wird. Die Vereinbarung wurde in einer feierlichen Zeremonie mit Lisandro Alape Lascarro, Mitglied im nationalen siebenköpfigen Führungsteam der FARC, Vertretern der Vereinten Nationen und verschiedener Regierungsorganisationen unterschrieben.

Landversprechen im Rahmen des Friedensvertrages

Der Friedensprozess ist auf einem sehr steinigen Weg. Eigentlich wurde den FARC Mitgliedern im Friedensvertrag Land versprochen. Dies ist jedoch noch nicht geschehen und sie finden sonst niemanden, der ihnen Land verpachtet.  So fehlt ihnen zumeist die Möglichkeit,  ihren Lebensunterhalt selber zu verdienen. Dies erschwert den Integrationsprozess und führt auch dazu, dass einige ehemalige FARC Kämpfer wieder zurück zu den Waffen kehren und eine „neue“ FARC gegründet haben. Ein weiterer Grund ist die oft fehlende Sicherheit. Ein Tag nach der Zeremonie wurde Manuel Antonio Gonzáles, ein ehemaliger FARC Kämpfer, der in der Wiedereingliederungszone gewohnt hat auf dem Weg zwischen Santa Lucia und Ituango umgebracht. Seit Unterzeichnung des Friedensvertrages wurden über 150 ehemalige Mitglieder der FARC umgebracht, allein in Ituango waren es elf. Taborda dazu: „Es sind sehr schwierige Zeiten, aber unser Wille, Frieden zu schaffen, wird nicht zum Schweigen gebracht“.

„Die Hoffnungsträger Stiftung will ein Zeichen setzen und gerade in dieser unsicheren Zone einen Schritt für die Integration der FARC Kämpfer in das wirtschaftliche und gesellschaftliche Leben ermöglichen“, so Merckle bei der Zeremonie in Ituango.

Dezember 2019

Weitere Fotos bei Flickr:

Berichte in kolumbianischen Medien:

Contagi radio: 500 hectáreas para la construcción del ETCR de Santa Lucía, Ituango
Bluradio: Privados entregan nuevo predio para excombatientes en Ituango
El Espectador: En Ituango, los excombatientes de las Farc ya tienen tierra, pero temen por su vida
El Tiempo: Exguerrilleros en Ituango tienen nuevo predio para producción agrícola
Noticias Florencia: Exguerrilleros en Ituango tienen nuevo predio para proyectos productivos – Medellín – Colombia
Caracol Radio: Entregan 400 hectáreas para ganadería a grupo de exFarc en Ituango
Agencia Ecuménica de Comunicación: “Otra luz de esperanza que se apaga”. Pesar ante el asesinato de otra persona en proceso de reincorporación
DiPaz Colombia – Boletín de prensa

Tweet von Colombia2020
Tweet von Alape Lascarro (FARC)
Facebook Dipaz Colombia Oficial
Reden bei der feierlichen Zeremonie auf Facebook von DiPaz Colombia

Mehr Infos über Projekte von Prison Fellowship Kolumbien…

Über die Hoffnungsträger Stiftung

Die Hoffnungsträger Stiftung mit Sitz in Leonberg wurde 2013 gegründet. Ihr Anliegen ist es, Menschen Hoffnung zu geben und eine Perspektive zu bieten. In Deutschland setzt sich die Stiftung deshalb für die Integration von Geflüchteten ein, weltweit unterstützt sie Kinder und Familien von Gefangenen durch Patenschaften und hilft mit Resozialisierungs- und Versöhnungsprogrammen. Weitere Informationen finden Sie unter www.hoffnungstraeger.de

Über die „Dörfer der Versöhnung“

In den „Dörfern der Versöhnung“ kommen je nach Standort ehemalige Guerilla-Kämpfer, Paramilitärs und Mitglieder der Armee mit Opfern des bewaffneten Konflikts zusammen. Sie nehmen an dem Programm „Opfer und Täter im Gespräch“ teil, richten Werkstätten ein und bauen die zerstörte Infrastruktur in den Dörfern wieder auf, wie bspw. Brücken und Versammlungsstätten oder auch Schulen und Sportplätze. Durch die gemeinsame Arbeit für eine bessere Zukunft kann somit Versöhnung und Frieden entstehen.

Über „Opfer und Täter im Gespräch“

Beim Programm „Opfer und Täter im Gespräch“ kommen unbeteiligte Opfer und Täter zu Gesprächsgruppen zusammen. Dabei können die Opfer die Auswirkungen der Straftaten aufzeigen und ihre Leidensgeschichte erzählen. Die Täter lernen die Sichtweise der Opfer und die Folgen der Straftaten kennen. So können sie Verantwortung für den zugefügten Schaden an Opfern, deren Angehörigen sowie der Gesellschaft anerkennen und übernehmen, ihre Taten bekennen und Wiedergutmachung gegenüber den Geschädigten und der Gesellschaft leisten.