Häufige Fragen

Fragen und Antworten zum Seehaus Leipzig

Das Meinungsforschungsinsitut INSA hat eine Umfrage über die Akzeptanz des Seehaus Leonberg durchgeführt. Die Ergebnisse sind in weiten Teilen auch für den neuen Standort bei Leipzig interessant.


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Warum gibt es in Sachsen eine Einrichtung des „Jugendstrafvollzugs in freien Formen“?

Das Sächsische Staatsministerium der Justiz hat Seehaus e.V. ausgewählt, um in Sachsen eine innovative Alternative zum herkömmlichen Jugendstrafvollzug aufzubauen. Nach Baden-Württemberg und Brandenburg ist Sachsen das dritte Bundesland, das von der Möglichkeit Jugendstrafvollzug in freien Formen in dieser Weise durchzuführen, Gebrauch macht. Damit geht Sachsen einen modernen und innovativen Weg im Jugendstrafvollzug und bietet Jugendstrafvollzug in freien Formen als Ergänzung zu den bisherigen Vollzugsformen – offener Vollzug und geschlossener Vollzug – an.

Was ist das Ziel?

  Um alles zu tun, damit weitere Straftaten und damit weitere Opfer vermieden werden, ist es wichtig, die jungen Männer bestmöglich auf ein Leben ohne Straftaten vorzubereiten. Dazu soll die Angebotsstruktur – zusätzlich zu den sehr guten Angeboten im Jugendstrafvollzug – erweitert werden. Junge Männer haben die Möglichkeit, sich in einem Erziehungsprogramm außerhalb des Jugendstrafvollzugs, das sie in den verschiedensten Bereichen fördert und fordert, sich auf ein Leben ohne Straftaten und auf die Integration in die Gesellschaft und ins Arbeitsleben vorzubereiten. Ein solches Angebot ist nicht nur für die jungen Männer selbst, sondern gerade auch für die Gesellschaft wichtig. Ziel des Projekts ist es, die jungen Männer auf ein Leben in Freiheit ohne Straftaten vorzubereiten, damit sie künftig konstruktiv am Leben der Gesellschaft teilnehmen können.

Warum wurde als Neubaustandort der Hainer See ausgewählt?

Wir haben seit 2008 über 250 Angebote im ganzen Freistaat geprüft, unzählige vor Ort besichtigt. Leider entsprach immer irgendetwas nicht den Anforderungen an ein solches Vorhaben. Die Immobilien waren zu klein, mitten im Ortskern oder zu abgelegen von jeder Infrastruktur. Deshalb haben wir uns entschieden, unserem Bedarf entsprechend neu zu bauen. Ein Baugrundstück in Alleinlage zu finden ist schwierig, da normalerweise hier kein Baurecht erteilt werden kann. Das Angebot eines Grundstücks am Nordufer des Hainer Sees passt hervorragend. Neben unseren Anforderungen an die Lage (Alleinlage und dennoch in der Nähe eines Ballungsgebietes und gut erreichbar von der JSA Regis-Breitingen) können wir hier unser Ziel umsetzen, mit den jungen Männern für die Allgemeinheit Gutes zu tun. Wir können Grünanlagen pflegen und für die Sauberkeit am See sorgen.

Welche jungen Männer werden in der Einrichtung betreut?

Wir nehmen 14 – ca. 23jährige junge Gefangene bei uns auf, die zu einer Jugendstrafe ohne Bewährung verurteilt wurden. Nicht aufgenommen werden Sexualstraftäter. Die jungen Männer bewerben sich von der JSA Regis-Breitingen für das Seehaus. Die Anstaltsleitung und Leiter des Seehauses entscheiden dann, ob ein junger Mann für das Seehaus geeignet ist. Der Vollstreckungsleiter (Richter) ist dabei anzuhören. Der junge Mann kann dann seine gesamte Haftzeit im Seehaus verbleiben.

Wie viele junge Männer leben in der Einrichtung und wie lange?

Eine Mitarbeiterfamilie wohnt mit jeweils bis zu 7 jungen Männern familienähnlich zusammen. Auf diese Weise wird Familienleben, das die meisten der jungen Männer nicht kennen, vorgelebt und vermittelt. Wir haben 2011 mit einer solchen Wohngemeinschaft in Störmthal begonnen. Das Sächsische Staatsministerium der Justiz sieht bis zu 14 Plätze vor. Dies war in Störmthal nicht möglich. Dafür mussten wir in einen Neubau umziehen. Im Mai 2018 wurde die zweite Wohngemeinschaft eröffnet und somit die Kapazität von 14 Plätzen erreicht. Die jungen Männer verbringen – je nach Haftzeit –  ca. 1-2 Jahre bei uns. Neben den jungen Männern werden weitere Personen auf dem Gelände wohnen (Mitarbeiter, deren Partner und Kinder, Praktikanten und FSJ/BFDler). Neben den Wohngemeinschaften, dem Wohnraum für Mitarbeiter, Ausbildungswerkstätten, Schul- und Verwaltungsräume soll ein Naturkindergarten mit 30 Plätzen entstehen, der von der Diakonie Leipziger Land betrieben wird. Im Bebauungsplan für das Nordufer Hainer See sind bis zu 21 Plätze (drei Wohngemeinschaften) vorgesehen, die bei Bedarf langfristig eingerichtet werden könnten. Ursprünglich waren mehr Plätze geplant. Nach Anfragen aus der Bevölkerung haben sich Seehaus und der zuständige Zweckverband Witznitzer Seen jedoch darauf geeinigt, die Anzahl auf 21 Plätze zu begrenzen.

Wie läuft der Tag im Seehaus ab?

Um 5:45 Uhr beginnt der Tagesablauf mit Frühsport. Bis 22:00 Uhr sind die jungen Männer in ein konsequent durchgeplantes Erziehungsprogramm eingebunden. Hausputz, Schule, Arbeit, Berufsvorbereitung, Sport, gemeinnützige Arbeit, Täter-Opfer-Ausgleich, soziales Training und die Vermittlung bürgerlicher Werte und Normen sind fester Bestandteil des Konzepts. Sie dienen dazu, dass die jungen Männer lernen, Verantwortung zu übernehmen und sich als gesetzestreue Bürger in die Gesellschaft wiedereingliedern können.

Wer beaufsichtigt die jungen Männer?

Die jungen Männer werden rund um die Uhr betreut. Mitarbeiter werden im sozialpädagogischen Bereich (Wohngemeinschaften, Sozialdienst), in den Zweckbetrieben, der Verwaltung und im Nachtdienst beschäftigt. Gleichzeitig nehmen die jungen Männer eine wichtige Rolle ein, um sich gegenseitig weiterzuhelfen. Mit dem Konzept einer Positiven Gruppenkultur übernehmen die jungen Männer Verantwortung für sich selbst, für andere und für die Gruppe. Auch nachts ist ein Nachtdienst anwesend und wach, der regelmäßig Kontrollgänge macht.

Werden die jungen Männer zum christlichen Glauben überredet?

Als Mitglied der Diakonie sind die Mitarbeiter im Seehaus dem christlichen Menschenbild verpflichtet und vermitteln christliche Normen und Werte. Dazu gehört die Toleranz gegenüber anderen Menschen, anderen Sichtweisen, anderen Religionen. Eigene Standpunkte zu haben, diese zu vertreten, aber trotzdem – oder gerade deswegen – den Anderen und dessen Standpunkte zu akzeptieren und zu respektieren, wollen wir in der Mitarbeiterschaft vorleben. Für viele ist es neu, sich mit Normen und Werten zu beschäftigen – egal aus welchem religiösen Hintergrund sie kommen. So fragen im Seehaus Leonberg viele Moslems, ob sie den Koran bekommen können und lesen – oft zum ersten Mal – darin. Sie beschäftigen sich damit, was sie bzw. ihre Eltern glauben und beginnen, Vergleiche zu ziehen. Durch die Beschäftigung mit Werten können sie weitere Lebensalternativen kennenlernen, um dann für sich entscheiden zu können, nach welchen Werten sie leben wollen. Der Tag im Seehaus beginnt mit einer „Zeit der Stille“, in der sich die jungen Gefangenen am Anfang mit ihren Hauseltern über Lebens-, Werte- und Glaubensfragen unterhalten. Nach den ersten drei Wochen können sie dann frei wählen, mit welcher Literatur sie den Tag besinnlich beginnen. Sonntags besteht die Möglichkeit, dass die jungen Männer einen Gottesdienst besuchen – aber kein Zwang.

Werden die jungen Männer allein und unkontrolliert Freigang haben?

Wir sind eine „geschlossene Einrichtung“ in dem Sinne, dass die jungen Männer das Gelände grundsätzlich nicht verlassen dürfen. Wir haben keine baulichen Sicherheitsmaßnahmen, da dies kontraproduktiv wäre und eher dazu reizen würde, diese Hindernisse zu überwinden. Die jungen Männer können als Gruppe in Begleitung von Mitarbeitern Aktivitäten außerhalb des Geländes wahrnehmen (z.B. gemeinnützige Arbeit, Außenaufträge, sportliche Aktivitäten). Die jungen Männer durchlaufen ein Phasensystem in dem sie sich bewähren müssen und dann langsam mehr und mehr Privilegien bekommen. In den höchsten Stufen, nachdem sie sich schon lange bewährt haben, können die jungen Männer an bestimmten sinnvollen Aktivitäten außerhalb der Einrichtung teilnehmen, ein Praktikum durchführen oder in der höchsten Stufe auch einmal im Monat einen Heimatbesuch abstatten.

Was passiert nach der Haftentlassung?

Die jungen Männer werden bei vorzeitiger Entlassung durch einen Bewährungshelfer betreut. Zusätzlich bietet Seehaus e.V. verschiedene Nachsorgeangebote wie Betreutes Jugendwohnen, Begleitung durch ehrenamtliche Paten, Aufnahme in Familien und ambulante Begleitung durch Sozialarbeiter an.

Wie finanziert sich die Arbeit?

Die laufenden Kosten des Jugendstrafvollzugs in freien Formen werden größtenteils vom Sächsischen Staatsministerium der Justiz finanziert. Um alle notwendigen Investitionen tätigen und zusätzliche Angebote machen zu können benötigen wir zusätzliche Unterstützung durch Spenden und Sponsoring. Zu diesen Investitionen zählen auch der Kauf des Grundstücks am Hainer See und der Neubau – die anfallenden Kosten muss das Seehaus selbst tragen.

Ist diese Form der Betreuung nicht sehr teuer?

Die Kosten für die laufende Betreuung der jungen Männer liegen über den Tagessätzen im herkömmlichen Jugendstrafvollzug, sind aber mit den Tagessätzen ähnlicher stationärer Jugendhilfeeinrichtungen vergleichbar bzw. liegen darunter. Langfristig gesehen ist solch ein Projekt für die Gesellschaft kostengünstiger, da die jungen Männer bessere Integrationschancen haben und sich besser ins Arbeitsleben integrieren können. In Leonberg konnten bisher 98% in einen Ausbildungs- oder Arbeitsplatz vermittelt werden. Jeder junge Mann, der nicht mehr straffällig wird, der sich am Arbeitsleben beteiligt und nicht von staatlicher Unterstützung leben muss, ist ein Gewinn für die Gesellschaft.

Gibt es bereits Erkenntnisse aus vergleichbaren Projekten?

Es kann auf vielfältige Erfahrungen im In- und Ausland zurückgegriffen werden. Einige Beispiele:   Seehaus Leonberg Seit 2003 betreibt Seehaus e.V. das Seehaus Leonberg. Es gab bisher keinen Vorfall bekannt, bei dem ein Bürger Leonbergs oder der Umgebung durch einen der im Seehaus untergebrachten jungen Männer zu Schaden gekommen wäre. Lediglich einmal entstand in den letzten seit 2003 ein Sachschaden. Das Seehaus ist in Leonberg inzwischen eine feste Größe und es besteht eine sehr gute Beziehung zu den Nachbarn, der benachbarten Gastronomie und dem Gartencenter, sowie insgesamt zur Stadt Leonberg.   Seehaus Störmthal Von September 2011 bis März 2018 betrieb Seehaus e.V. das Seehaus Störmthal. Auch hier gab es noch nie irgendeinen Vorfall, bei dem Bürger Störmthals oder der Umgebung zu Schaden gekommen wären. Mit den direkten Nachbarn besteht immer noch ein sehr gutes Verhältnis.   Justizvollzug in Deutschland: Beispielsweise hatten in der Jugendstrafanstalt Adelsheim in Baden-Württemberg in den Jahren 1988-2002 50.000 Gefangene Ausgang oder Hafturlaub. In dieser Zeit ist keinem einzigen Bürger je ein Schaden an Leib und Leben entstanden. In der Umgebung der JVA Adelsheim wurden einmal sechs Dosen Bier geklaut und einmal ein Auto aufgebrochen. Ansonsten ist in den letzten Jahrzehnten nichts passiert. Hierzu muss noch bemerkt werden, dass die Insassen bei Urlaub, Freigang oder anderen Lockerungen oft keinerlei Kontrolle unterworfen sind. Sie können sich während dieser Zeit frei bewegen und müssen sich lediglich zu einer bestimmten Zeit im Gefängnis zurück melden. Im Jugendstrafvollzug in freien Formen dagegen sind die Jugendlichen grundsätzlich unter ständiger Aufsicht und sozialer Kontrolle. Ähnliches gilt für den Strafvollzug in Sachsen. Es gibt etliche Gefangene, die Ausgang oder Hafturlaub haben oder im offenen Vollzug untergebracht sind. Die Straftäter leben vor und nach ihrer Inhaftierung mitten unter uns. Es gilt die jungen Männer so gut wie möglich vorzubereiten, damit sie nicht wieder Straftaten begehen, so bald sie in Freiheit sind.   Modellprojekte von Prison Fellowship International – Partnerorganisation von Seehaus e.V.: Das Konzept vom Seehaus basiert in vielen Bereichen auf das APAC Programm aus Brasilien. Dort gibt es ähnliche Projekt für erwachsene Gefangene – schon seit über 30 Jahren. In Ekuador, Peru, Bolivien, Argentinien, Kolumbien aber auch USA, Neu-Seeland, Großbritannien und Lettland wurden äußerst gute Erfahrungen mit Projekten, die auf diesem Modell aufbauen, gemacht.

Müssen sich Anwohner sorgen um ihre Sicherheit machen?

Nein. In Leonberg haben sich die Bürger beim Start des Seehauses 2003 auch Sorgen um ihre Sicherheit gemacht. In Störmthal war die Situation 2011 nicht anders. Diese Sorgen sind verständlich. Genauso wie es auch bei einer Jugendstrafanstalt im Umfeld nicht zu mehr Straftaten kommt, ist dies auch im Umfeld vom Jugendstrafvollzug in freien Formen nicht der Fall. Außer einem Sachschaden gab es bisher noch nie irgendwelche Vorkommnisse, bei denen Bürger in der Umgebung des Seehauses zu Schaden gekommen wären. Es werden auch keine „alten Freunde“ oder ehemaligen Cliquen der Jugendlichen durch das Seehaus angezogen. Durch die soziale Kontrolle der Jugendlichen innerhalb des Seehauses wird dies vermieden.

Laufen die jungen Männer nicht weg?

Jugendstrafvollzug in freien Formen ist prinzipiell eine „geschlossene Einrichtung“ in dem Sinne, dass die jungen Männer das Gelände nicht verlassen dürfen. Es gibt jedoch keine baulichen Sicherheitsmaßnahmen. Wenn also ein junger Mann weglaufen will, kann er dies auch. Es ist nicht auszuschließen, dass dies auch geschehen wird. Auch in Leonberg sind schon jungen Männer aus der Einrichtung entwichen, ca. 1-2 pro Jahr. Allerdings besteht auch dann keine direkte Gefahr für die Nachbarschaft, da die jungen Männer dann erfahrungsgemäß versuchen, auf schnellstem Wege weit weg von der Einrichtung, im Normalfall zu ihrem Heimatort zu kommen. Wenn sie in der Umgebung Straftaten begehen würden, wäre ihr Entdeckungsrisiko sehr hoch, so dass sie dies nicht in Kauf nehmen wollen. 100% ausschließen kann man jedoch nicht, dass eine Straftat im Umfeld geschieht – genauso wenig wie ausgeschlossen werden kann, dass ein junger Mann, der noch keine Haftstrafe hat, eine Straftat verübt. Die Wahrscheinlichkeit in der Nähe des Seehauses ist jedoch sehr viel geringer.

Wird auch an die Opfer gedacht?

Aus unserer Sicht werden die Opfer von Straftaten im Strafverfahren viel zu wenig berücksichtigt. Die Opferperspektive sollte im Mittelpunkt des Strafrechtes stehen. Im Jugendstrafvollzug in freien Formen ist es uns wichtig, den jungen Männern die Opferperspektive zu verdeutlichen und ihre Straftaten aufzuarbeiten. Die jungen Männer werden mit ihren Straftaten und den Konsequenzen für die Opfer konfrontiert. Sie werden angehalten, Wiedergutmachung den Opfern gegenüber zu leisten. Gleichzeitig leisten sie Wiedergutmachung der Gesellschaft gegenüber in Form von gemeinnütziger Arbeit. Seehaus e.V. bietet auch ein Programm „Opfer und Täter im Gespräch“ an. Dabei können Opfer teilnehmen und von den Folgen der Straftaten berichten, ihre Emotionen und Wut loslassen. Ein Heilungsprozess kann beginnen. In Leonberg hat Seehaus e.V. auch eine Opferberatungsstelle aufgebaut und bietet dort direkte Hilfe für Opfer an.

Sollte nicht viel mehr für nicht-straffällige Jugendliche getan werden?

Das sehen wir genauso! Es sollte viel mehr für Kinder und Jugendliche investiert und getan werden. Kinder und Jugendliche sind die Zukunft unserer Gesellschaft und es kommt auf jeden von ihnen an. Frühförderung und Prävention sind unheimlich wichtig. Jedoch muss man sich auch überlegen, wie man mit den jungen Männern umgeht, die schon straffällig geworden sind. Wir alle sind dazu aufgerufen, etwas für unsere Kinder und Jugendliche zu tun – jeder mit seinen Gaben und Fähigkeiten. Seehaus e.V. hat es sich zur besonderen Aufgabe gesetzt, gerade den jungen Männern zu helfen, die sonst keine Chance mehr haben. Wir fördern und fordern sie und geben ihnen – auch aus Verantwortung der Gesellschaft gegenüber – die Chance, damit sich ihre kriminelle Karriere nicht verfestigt und sie zu verantwortlichen Mitbürgern werden. Darauf sind wir spezialisiert und können unser Wissen und unsere Erfahrung einbringen. Wenn jeder da anpackt, wo er/sie seine/ihre Erfahrungen und Fähigkeiten am besten einbringen kann, um unserer Jugend Chancen zu geben, können wir auf eine bessere Zukunft hoffen. Gleichzeitig will Seehaus e.V. gemeinsam mit der Diakonie Leipziger Land eine Kindertagesstätte betreiben und investiert so auch in die frühkindliche Prävention und Erziehung. Auch sind junge Männer und Ehemalige aus dem Seehaus in der Präventionsarbeit an Schulen aktiv.

Schadet eine solche Einrichtung nicht dem Ziel der Naherholung?

Die Erfahrungen in Leonberg zeigen, dass das Projekt keinerlei negative Auswirkungen auf die Naherholung hat. Das Seehaus Leonberg ist im Naherholungsgebiet Glemswald gelegen. Der Glemswald ist die größte zusammenhängende Waldfläche der Region und seit 1995 Landschaftsschutzgebiet. Er hat damit große Bedeutung für das regionale Klima und den Naturschutz. Nur 150 m entfernt befindet sich das Hotel Glemseck mit beliebter Gaststätte und großem Biergarten, das in keinster Weise negativ durch das Seehaus beeinträchtigt ist. Im Winter stellt der Rappenberg neben dem Seehaus-Gelände ein beliebtes Ausflugsziel für Familien und Anwohner zum Schlittenfahren dar. Auf der Höhe des Berges gelegen beherbergt der Rappenhof die Pferde von über 50 reitsportbegeisterten Bürgern der Region, die täglich hinter dem Seehausgelände die attraktiven Reitplätze und –wege nutzen. Auch für das nahegelegene Gartencenter, das auch einen Veranstaltungsservice anbietet, gibt es keinerlei negativen Auswirkungen. Es finden regelmäßig Veranstaltungen auf dem Seehaus-Gelände statt. Teilweise wird das Seehaus-Gelände auch von anderen Veranstaltern mitgenutzt (z.B. Glemseck101, ADAC-Bikertreff, Solitude Revival,…). In Störmthal haben wir für unser Seehaus das ehemalige Pflegeheim „Lutherstift“ genutzt. Es liegt am Dorfrand, rund 500m vom Ufer des Störmthaler Sees entfernt. Auch hier war keinerlei negativer Einfluss auf den Tourismus erkennbar.

Bekommt die Region durch so eine Einrichtung nicht einen schlechten Ruf?

Da es bisher nur sehr wenige solcher Einrichtungen gibt, haben sie Modellcharakter. So besteht ein großes öffentliches Interesse an den Einrichtungen. Über die Seehäuser in Leonberg und Störmthal (jetzt Seehaus Leipzig) gab es schon über 900 positive Zeitungsberichte, zahlreiche Rundfunkberichte und Fernsehsendungen in ZDF, ARD, RTL, MDR, PRO7 und vielen anderen Sendern bis hin zu Fernsehberichten in Holland, Ungarn und Frankreich. Der Leonberger Oberbürgermeister bezeichnet das Seehaus Leonberg als „Imageträger für die Stadt“. So kann man davon ausgehen, dass die Gegend keinen schlechten Ruf durch die Einrichtung bekommt, sondern evtl. sogar im Gegenteil, weil viel und positiv über die Einrichtung berichtet wird. Auch viele Besuchergruppen werden durch die Einrichtung angezogen. Wir haben unsere Arbeit seit 2003 über 1000 Mal vor Gruppen vorgestellt. Etwa die Hälfte der Seehausvorstellungen waren dabei auf dem Gelände eines Seehauses.