Seehaus Leipzig

Seit 2011 betreibt Seehaus e.V. einen Strafvollzug in freien Formen in Sachsen, zuerst übergangsweise in Störmthal. Seit 2018 ist das Seehaus Leipzig (Gemeinde Neukieritzsch) die dauerhafte Bleibe. Der Neubau muss ohne staatliche Fördermittel finanziert werden (Neubau unterstützen).

Im Seehaus Leipzig wohnen jeweils 5-7 strafgefange junge Männer in zwei Wohngemeinschaften mit Hauseltern und deren Kindern zusammen. Weitere Mitarbeiter und ihre Angehörigen wohnen im Rahmen der Lebens- und Dienstgemeinschaft auf dem Gelände, auf dem sich auch die Seehaus-Berufsschule befindet. Durch das gemeinsame Leben, Arbeiten und soziales Training im Seehaus werden die jungen Männer zu Verantwortungsübernahme und konstruktiver Teilnahme an der Gesellschaft befähigt und ermutigt – damit unsere Gesellschaft sicherer wird und die jungen Männer Entfaltungsmöglichkeiten und Lebenswege ohne weitere Straftaten finden.


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In der einjährigen Berufsschule (staatlich anerkannte Ersatzschule), die sich auch auf dem Gelände befindet, können die jungen Männer beispielsweise ihren Hauptschulabschluss nachholen (BVJ oder BGJ). Im Seehaus-Betrieb (Schwerpunkte Holz- und Bautechnik), gelegen im Neukieritzscher Ortsteil Kahnsdorf, erlernen die jungen Männer in ihrer Haftzeit handwerkliche Fähigkeiten anhand von Kundenaufträgen. Sie können sich so auf eine Ausbildung im Bereich Holz oder Bau vorbereiten oder eine Ausbildung zum Ausbaufacharbeiter (Schwerpunkt Zimmerer) im Seehaus beginnen. Detaillierte Informationen zum Tagesablauf usw. finden Sie unter Konzept oder in den Filmbeiträgen auf dieser Seite:

MDR-Reportage (November 2020)

Online-Story zur TV-Reportage

Direktlink zur TV-Reportage


ZDFinfo-Reportage (Juli 2021)

Reportage „Außer Kontrolle – Jugendgewalt in Deutschland“ – mit Einblicken ins Seehaus Leipzig


MDR-Reportage (November 2016)

Redakteur Albrecht Radon begleitet die Seehaus-Teilnehmer einen Tag lang, um den Vollzug in freien Formen aus ihrer Sicht kennen zu lernen.


Hintergrund: Von der Interimslösung in Störmthal zur dauerhaften Heimat

Neubau Seehaus Leipzig

Bautagebuch des Seehauses Leipzig in Bildern (Jan 2018 – Jan 2017)

Als Standort des sächsischen Seehauses war das Störmthaler Lutherstift von Beginn an eine Interimslösung (siehe Chronik Seehaus Sachsen). Eine dauerhafte Heimat sollte das Seehaus letztendlich nach jahrelanger Suche am Nordufer des Hainer Sees (ca. 25 km südlich von Leipzig) finden. Der Gemeinderat Neukieritzsch hatte der Ansiedlung des Seehauses dort bereits 2013 zugestimmt. Für das Vorhaben musste ein Bebauungsplan erstellt werden. Dieser wurde bereits Anfang 2015 abschließend durch die Mitglieder des zuständigen Zweckverbandes geprüft. Sein formaler Beschluss wurde jedoch durch eine Initiative von Bürgern verhindert, die über ein erfolgreiches Bürgerbegehren einen Bürgerentscheid erzwangen, der sich gegen das Seehaus richtete. Dieser Entscheid fand am 07. Juni 2015 in den Gemeinden Espenhain und Neukieritzsch statt. 2/3 der Abstimmenden sprachen sich gegen, 1/3 für die Ansiedlung des Seehauses am Hainer See aus. Aufgrund der Fragestellung des Bürgerentscheids galt er rechtlich als abgelehnt, so dass die Gemeinderäte in Espenhain und Neukieritzsch letztendlich noch einmal über die Seehaus-Pläne am Hainer See abstimmen mussten. Beide Gemeinderäte sprachen sich trotz des Bürgerentscheids für das Seehaus am Hainer See aus – der Bebauungsplan wurde mit Stimmen aus Espenhain und Neukieritzsch am 29. Juli 2015 im Zweckverband beschlossen.

Gleichzeitig signalisierten Störmthaler Bürger, dass sie einem verlängertem Aufenthalt des Seehauses in Störmthal und sogar einen dauerhaften Verbleib der Einrichtung in ihrem Ort befürworten, auch wenn dafür angebaut werden müsste – die LVZ berichtete mehrmals. Entsprechend entschied der Gemeinderat in Großpösna, die bis Ende 2015 gültige Genehmigung für das Seehaus in Störmthal bis Juni 2018 zu verlängern. Ziel war aber weiterhin ein Neubau am Hainer See. Im Juni 2016 konnte dort endlich mit den Erschließungsarbeiten begonnen werden.

Mit dem Neubau, bewohnt seit Frühjahr 2018, ist eine langfristige Einrichtung für den Strafvollzug in freien Formen entstanden – mit mehr Plätzen für straffällige junge Männer, mehr Ausbildungsmöglichkeiten, Räumen für Schule und Verwaltung, Mitarbeiterwohnungen und Platz für einen Naturkindergarten.