Stimmen 15 Jahre Seehaus

 

„Das Seehaus steht nun seit schon 15 Jahren für ein immer wieder gut gelingendes Projekt des Jugendstrafvollzuges in Baden-Württemberg und nun auch in Leipzig.

Als Justizministerin Baden-Württembergs lernte ich das Seehaus in Leonberg im Jahr 2003, also im Jahr seines Entstehens gut kennen. Es war mir als liberale Politikerin ein besonderes Anliegen, die Privatinitiative von Tobias Merckle politisch zu unterstützen. Er hatte in den Jahren zuvor in den USA diese besondere Form des Jugendstrafvollzuges kennengelernt. Mit seinem Wissen und seiner christlichen Grundeinstellung wollte er straffälligen Jugendlichen auch in seinem Heimatland Baden-Württemberg Chancen für einen Wiedereinstieg in ein straffreies Leben ermöglichen.

Überzeugt waren die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Justizministeriums sowie wir Justizminister von dem klaren und regelbehafteten Konzept, das uns vorgestellt worden war. Wir unterstützten und unterstützen diese Form des Jugendstrafvollzugs u.a. auch durch die Vorauswahl hierfür besonders geeigneter Jugendlicher.

Beeindruckt war ich in den letzten Jahren immer wieder von den vielen Unterstützerinnen und Unterstützern, auch in den Kirchengemeinden. Möge diese Unterstützung für diese erfolgreiche Form des Jugendstrafvollzugs auch in Zukunft nicht abebben.

Dem Seehaus in Leonberg wünsche ich für die Zukunft das Beste!“

Corinna Werwigk-Hertneck, Justizministerin a.D.

 

„Das Seehaus steht für mich für fachlich hochqualifizierte und den jungen Straffälligen zugewandte Resozialisierungsarbeit. Mit dem Seehaus verbinden mich Besuche vor Ort mit Begegnungen mit jugendlichen Straftätern und Betreuern, die mich tief beeindruckt haben. Besonders gerne erinnere ich mich an einen Tag der offenen Tür mit dem Moderator Peter Hahne im September 2011.“

Rainer Stickelberger, Justizminister a. D.

 

„Das Seehaus in Leonberg ist für mich eine besondere Einrichtung. Das neue Konzept im Strafvollzug, der Umgang mit den strafffälligen Jugendlichen und das hohe Engagement des Seehaus-Teams auf der Grundlage christlicher Orientierung haben mich bei meinen Besuchen immer sehr beeindruckt. Die jungen Menschen bekommen hier die Möglichkeit, anhand fester Strukturen und in einem familiären Umfeld zu einem geregelten Leben zu finden. Sie lernen Toleranz und Respekt im Umgang mit anderen, wie sie Verantwortung annehmen und ihre Zukunft selbst anpacken können. Ich wünsche allen von Seehaus e.V. weiterhin Weitblick, ein offenes Herz und zupackende Hände.“

Sabine Kurtz, Landtagsvizepräsidentin

 

Bei vielen Besuchen im Seehaus und beim Besuch einer Gruppe von Jugendlichen mit ihren Betreuern, die im Frühjahr meiner Einladung in den Landtag von Baden-Württemberg gefolgt waren, konnte ich mich vom Erfolg dieses Ansatzes persönlich überzeugen. Ich kann nur sagen: „Weiter so – im Seehaus in Leonberg!“ Den Betreuern und Lehrerinnen und Lehrern danke ich für ihren großen Einsatz!“

Nicht zuletzt freut mich, dass durch das Projekt Seehaus auch das historische Gebäudeensemble des alten Hofs erhalten und mit neuem und hoffnungsvollem Leben gefüllt werden konnte.

Dr. Bernd Murschel, Landtagsabgeordneter

 

„Im Rückblick gäbe es zahlreiche Besonderheiten in Organisation, Inhalten und Methoden von Seehaus e.V., auf die man hinweisen müsste und über die man viel Positives schreiben könnte, vor allem:

  • das intensive Leben in Wohngruppen mit Ersatzeltern,
    • die dichte Tageslaufstruktur,
    • der zentrale Schwerpunkt auf Schule, Ausbildung und sozialem Lernen,
    • die erfreuliche Berücksichtigung der Opferperspektive,
    • der lobenswerte Stellenwert von Erlebnispädagogik und Sport,
    • die enge Verzahnung mit der Gemeinde Leonberg,
    • die eingehende Entlassungsvorbereitung,
    • die nachgehende Alumniarbeit.

Herausragend ist aber die Vermittlung christlicher Werte. In der Erkenntnis, dass auch straffällige Jugendliche ein Bedürfnis nach Transzendenz und Seelsorge haben, geschieht dies mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie ehrenamtlich Tätigen, die sich selbst als Christen einbringen. Die Vermittlung christlicher Werte vollzieht sich nicht missionierend, sondern in Respekt und Toleranz vor Anders- und Nichtgläubigen und im interreligiösen Dialog. Diese christlichen Werte sind für die Jugendlichen eine neue Richtschnur für ihr Leben, ihr Glaube Trost und Hoffnung in schweren Lebenslagen. Dies kann in herkömmlichen Jugendstrafanstalten mit einem plural zusammengesetzten Personalstab nicht vermittelt werden. Dazu bedarf es einer besonderen Einrichtung. Es ist erfreulich, aber nicht selbstverständlich, dass in dem christlich geprägten Süd-West-Staat seit der Gründung des Seehauses der vollzugspolitische Mut bestand und besteht, dass straffällige junge Menschen entsprechend Art. 12 der Landesverfassung in der Ehrfurcht vor Gott und im Geist der christlichen Nächstenliebe erzogen werden.

Die Vermittlung christlicher Werte ist jedoch nicht nur ein Einzelkriterium unter anderen, sie strahlt vielmehr auf die gesamte Konzeption aus, prägt sie und verleiht ihr etwas ganz Besonderes. Mögen viele weitere Jahre folgen, in den der dortige Jugendstrafvollzug in freien Formen den Teilnehmenden den Weg in ein Leben ohne Straftaten in Verantwortung vor Gott und den Menschen weist.

In diesem Sinne ist der Leitung, allen Mitarbeitenden und den im Seehaus lebenden Jugendlichen alles Gute und Gottes reicher Segen zu wünschen.“

Prof. Dr. Rüdiger Wulf, Ministerialrat a.D.

 

„Die Jugend von heute hat es schwerer als früher. Seien wir uns aber bewusst, dass sie das Beste ist, was wir haben. Wir dürfen daher keinen straffälligen jungen Menschen aufgeben, sondern seinen guten Kern in anstrengender Erziehungsarbeit hervorbringen.
Das Seehaus ist im Landkreis Böblingen ein zuverlässiges und wertvolles Angebot des freien Jugendstrafvollzuges. Es bringt Jugendliche wieder in die Spur, damit sie auf dem Weg zum Erwachsenwerden ihr Leben verantwortungsvoll in die Hand nehmen können und ihren Beitrag zu einer friedfertigen Gesellschaft leisten.
Auf dem Gipfel der Migrationskrise 2015 und seither hat das Seehaus den Landkreis Böblingen bei der Unterbringung und Betreuung von unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen in Gastfamilien und bei der Integrationsarbeit der jungen Leute sehr unterstützt. Für diese dringende Hilfe in einer prekären Situation bin ich außerordentlich dankbar.
Das Seehaus in Leonberg hat sich in seinen ersten 15 Jahren als Ort der Resozialisierung bewährt. Ich wünsche mir, dass es auch weiterhin jugendlichen Straftätern mit hoher Aufmerksamkeit begegnet, da eine Läuterung und gelungene Wiedereingliederung auch im Sinne der Opfer und der Gesellschaft sind.“

Roland Bernhard, Landrat des Landkreises Böblingen

 

Das Seehaus war für mich von Anfang an wie ein Geschenk des Himmels. Ich kann mich noch gut daran erinnern, als Tobias Merckle in meinem Büro im Justizministerium am Stuttgarter Schillerplatz mir von seiner Idee berichtete. Und ich war von Anfang an begeistert. Auch jungen Menschen, die schwere Fehler gemacht haben, sollte immer eine neue Chance für ihr Leben gegeben werden. Das Seehausprojekt kam damals nach unseren Erfahrungen mit den ersten Versuchen, Strafvollzug in freien Formen in Altensteig oder in Creglingen zu realisieten, wie gerufen. Heute steht es beispielhaft für gesellschaftliches Engagement, getragen von Idealen aus tiefer christlicher Überzeugung. Ein wahres Geschenk!

Johannes Schmalzl, Hauptgeschäftsführer der IHK Region Stuttgart

 

„Bereits bei den ersten Überlegungen zum Strafvollzug in freien Formen war die Einbindung der Öffentlichkeit in das Projekt fester Bestandteil des Konzeptes. Vertreter der direkten Nachbarschaft des Seehauses, der an das Seehaus angrenzenden Leonberger Stadtteile Eltingen und Ramtel, der Initiative Pro Seehaus und der Stadtverwaltung Leonberg wurden zur Mitarbeit in einem Beirat eingeladen. Anfang 2005 fand die konstituierende Sitzung statt. Seitdem tagt der Beirat zweimal jährlich in ordentlichen Sitzungen und kann sich jederzeit zu außerordentlichen Treffen zusammenfinden.

Dabei berichtet u. a. die Geschäftsführung des Seehauses über die Entwicklung der Einrichtung, über besondere Vorkommnisse und über zukünftige Projekte. Die Beiratsmitglieder tragen Fragen und Sorgen der Bevölkerung in Bezug auf das Seehaus speziell, aber auch den Strafvollzug in freien Formen allgemein vor.

Die Einrichtung dieses Beirats hat sich bis heute sehr bewährt. Ich möchte daher allen Bürgern unserer Stadt anbieten, sich bei Fragen und Anregungen an eines der Beiratsmitglieder zu wenden. Namen und Adressen können über die Telefonzentrale des Seehauses angefragt werden.“

Wilfried Bosch, Vorsitzender des lokalen Beirats

 

„Das Seehaus bedeutet für uns Freundschaft und Zukunft.
Obwohl unser FSJ nun schon fast vier Jahre zurückliegt, treffen wir uns immer noch regelmäßig und denken gerne an unsere gemeinsame Zeit im Seehaus zurück. Wir haben in diesem Jahr viele Dinge, wie Organisation, Dokumentation, Kochen, Backen, Kindererziehung, aber auch sehr viel über uns selbst lernen dürfen. Wir wurden mit unterschiedlichen Sitationen, Problemstellungen und uns selbst konfrontiert wie nie zuvor und sind dadurch enorm gewachsen. Wir wünschen dem Seehaus weiterhin viele FSJler, die den Alltag unterstützen und sagen Danke dafür, dass ihr in unsere Freundschaft und unsere Zukunft investiert habt.“

Katja Noll, Mirjam Speitelsbach, Rebecca Lehner und Tamara Bolz, vier ehemalige FSJlerinnen

 

„Das Seehaus bedeutet die Chance auf einen anderen Weg – natürlich wenn man sich an die Regeln hält und die Zeit danach auch noch sinnvoll gestaltet. Es bedeutet Halt zu haben und Struktur in sein Leben zu bekommen. Strenge und Herzlichkeit treffen sich hier an einem Ort. Ich konnte Menschen mit einem großen Herz kennenlernen. Es wurde mir sehr viel Handwerkliches beigebracht – in der Schule und auf den vielen Baustellen, wo ich mitgearbeitet habe.
Danke euch für all das Gute was ich mitnehmen konnte!“

Mert, Seehaus-Alumnus

 

„Wenn ich an meine Zeit im Seehaus zurückdenke, muss ich gestehen, dass ich dankbar bin, in diesem Projekt gewesen zu sein. Es war das zweite Mal, dass ich inhaftiert wurde und das Gefängnis hatte mich weder beeindruckt noch abgeschreckt. Ich hörte vom Seehaus-Projekt und bewarb mich mit dem Gedanken zu fliehen, sobald ich angekommen bin.

Ich erinnere mich an ein Ereignis am ersten Tag. Ich war erst seit wenigen Stunden im Seehaus und musste die ganze Zeit putzen. Ich, frisch aus dem Knast entlassen, putzte sage und schreibe vier Stunden. Danach ging es ans Essen zubereiten. Mir wurde ein großes scharfes Küchenmesser in die Hand gedrückt und ich sollte Zwiebeln schneiden. Ich war regelrecht geschockt. Haben die keine Angst? fragte ich mich. Die zweite Sache, die mir einfällt, geschah nach dem Abbruch meiner Seehaus-Zeit. Nach einer Auseinandersetzung mit einem Jugendlichen musste ich zurück ins Gefängnis. Als ich am Empfang mit Tobias ankam, begrüßte uns ein Wärter und sagte zu seinem Kollegen: Häftling B. ist wieder da. Meine vorerst letzten Worte zu Tobias waren: Siehst du, jetzt bin ich wieder Häftling und kein Jugendlicher mehr.

In der Zeit im Seehaus habe ich viele Sachen gelernt, die mir nach meiner Entlassung weitergeholfen haben. Geduld, nicht aufzugeben, ich wurde sensibler, was meine Wortwahl betraf, ich lernte Kritik anzunehmen und noch vieles mehr. Ich bin dankbar für diese Zeit und die Chance, die mir gegeben wurde.“

Adis, Seehaus-Alumnus