Zertifizierte Weiterbildung zur Fachkraft für Resilienzförderung in der Kinder- und Jugendhilfe
Wie Systemsprenger_innen zu Systemveränderern werden: Etablierung stärke- und ressourcenorientierter Konzepte für die positive Entwicklung von jungen Menschen und deren Begleitpersonen.
Der Terminus „Systemsprenger“ ist stigmatisierend und hoch umstritten. Es existiert (noch) keine allgemein akzeptierte Definition und dennoch findet die Begrifflichkeit Verwendung. Aber eines ist sicher: es handelt sich hier nicht um eine neue Zielgruppe. Bundesweit gibt es junge Menschen, die verschiedenste Stationen der Kinder- und Jugendhilfe durchlaufen haben, abgestempelt: „nicht mehr tragbar“. Abbrüche, Therapievermeidungen… Erzieher_innen und Pädagog_innen sprechen von Angst und Ohnmachtserfahrungen bei der Arbeit.
„Systemsprenger“ beschreibt die Sichtbarkeit einer Interaktion. Doch wer sprengt hier eigentlich wen? Die Kinder und Jugendlichen geben wieder, was sie selbst im Bindungssystem traumatisch erlebt haben. Auf ihre Bedürfnisse werden keine adäquaten Antworten gegeben und so kreieren sie die einzigen für sie zugänglichen Lösungssituationen und drücken den Reset-Knopf. Dann wird deutlich, dass die Konzepte in den jeweiligen Einrichtungen der Erziehungshilfen an ihre Grenzen kommen. Dieses Dilemma löst in den jeweiligen Systemen oft die verzweifelte Idee aus, ein anderes System oder eine andere Einrichtung wäre besser geeignet für die Betreuung des jungen Menschen.
Für Personen, die mit Kindern und Jugendlichen arbeiten und leben, ist die Auseinandersetzung mit den Bewältigungsprozessen junger Menschen nach traumatischem Erleben unerlässlich. Diese Bewältigungsprozesse müssen im System nicht nur berücksichtigt, sondern in vertrauensvollen Beziehungsangeboten mit kompetentem Fach- und Methodenwissen begegnet werden.
Der Zertifikatskurs setz sich daher mehrperspektivisch aus unterschiedlichen Modulen zusammen. Neben theoretischem Wissen und Fachkenntnissen (Pädagogik und Traumapädagogik, Psychotraumatologie und Psychologie, systemische Sichtweisen) soll die Arbeit an Fallbeispielen und Praxiserfahrung (stärke- und ressourcenorientierte Konzepte) mit Selbstreflexion einen wichtigen Stellenwert einnehmen.
Ziel der Weiterbildung ist es, Antworten auf die Fragen zu geben, welche uns die Kinder und Jugendlichen stellen, die wir „Systemsprenger“ nennen: Antworten, die in hoffnungsvolle Beziehungen und verantwortungsvolle Zukunft führen. Dazu gehört es, das bisherige „System“ neu zu denken, eine neue Infrastruktur in den Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe zu etablieren, die die (Über-) Lebensleistungen der traumatisierten Jugendlichen anerkennt, die jungen Menschen als Expert_innen für ihr eigenes Leben ansieht und sie beim Heben ihres (oft verborgenen) Potentials unterstützt: Ein kompetenz- und resilienzförderndes Miteinander, das auf alle im Erziehungsprozess Beteiligten abzielt, sowohl die Kinder und Jugendlichen, als auch die Fachkräfte und Eltern.
Und so kommt es dazu, dass die sogenannten „Systemsprenger“ uns helfen, das „System“ zu überdenken, Neues zu etablieren. So werden sie zu „Systemveränderern“.
Ein Supervisionsmodul und kollegiale Beratung im Rahmen von mehreren Peergruppentreffen werden die Lernprozesse unterstützend und auswertend begleiten.
Inhalte dieser Weiterbildung sind unter anderem
- Kennenlernen und Anwenden essenzieller traumapädagogischer Konzepte
- PPC – Positive Peer Culture, ein stärkeorientierter und systematisch evaluierter Ansatz zur Etablierung einer resilienzfördernden Gruppenkultur
- Anti-Gewalt-Arbeit, konfrontative Pädagogik und praktische Präventionsprogramme rund um die Themen Selbstbehauptung, Impulskontrolle sowie Deeskalationstraining
- Restorative Justice in der Kinder- und Jugendhilfe
- Training für Selbst- und Fremdmanagement in Krisen, Beleuchtung der eigenen Einstellungen, Haltungen und emotionalen Reaktionsmuster
- Supervision und Selbstfürsorge
Allgemeine Informationen
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März 2023 bis Oktober 2023 |
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Fachkräfte aus den Bereichen Jugendhilfe, Schule, Jugendstrafvollzug |
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Seehaus-Akademie Leonberg, Glemseck-Saal (Lageplan: 7.), Glemseck 1, 71229 Leonberg (Google Maps)
Parkmöglichkeiten finden Sie neben dem Glemseck. |
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1.440 Euro, inkl. Verpflegung.
Ratenzahlung ist möglich. Dies bei der Anmeldung im Anmeldeformular bitte angeben. |
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Jacqueline Hofmann PPC-Trainerin, Fachberaterin für Opferhilfe, Traumapädagogin … sowie weitere Fachreferentinnen und Referenten
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Falls erforderlich passen wir die Formate der Veranstaltungen den Entwicklungen der Pandemie an. Für alle Präsenzveranstaltungen gilt die zum jeweiligen Zeitpunkt aktuelle Corona-Verordnung.
Anmeldung
Die Weiterbildung ist ausgebucht, eine Anmeldung ist nicht mehr möglich. Die Weiterbildung ist erneut für 2024 geplant. Weitere Informationen folgen.
Sollten Sie Fragen haben, schreiben Sie uns eine E-Mail an: Akademie@Seehaus-ev.de
Die Module im Überblick
- 6 Unterrichtsblöcke à 2 Tage
Jeweils 9 – 16:30 Uhr
Modul 1
- Einführung in die Weiterbildung
- Kennenlernen und Anwenden essenzieller traumapädagogischer Konzepte
- Resilienztraining
03. – 04.04. 2023
Modul 2
- Bindungsstörung, Beziehungsaufbau
- Systemische Betrachtungsweisen
08. – 09.05.2023
Modul 3
- PPC – Positive Peer Culture, ein stärkeorientierter und systematisch evaluierter Ansatz zur Etablierung einer resilienzfördernden positiven Gruppenkultur (PPC Grundlagen, Circle of Courage, Peer Group Counceling)
Modul 4
- Einführung in die Konfrontative Pädagogik
- Restorative Justice in der Kinder- und Jugendhilfe
- Impulskontroll- und Deeskalationstraining
18. – 19.09.2023
Modul 5
- Supervision und Selbstfürsorge
16. – 17.10. 2023
Modul 6
- Skills Training für Kinder und Jugendliche
- Eigene Einstellungen, Haltungen und emotionale Reaktionsmuster, Stärken/Skills
- Abschlusskolloquium, Erfolge feiern