„Das Rechtssystem müsste eigentlich völlig anders sein – das Opferinteresse sollte im Mittelpunkt stehen und die Frage, welche Verantwortung und Verpflichtungen der Täter hat“, leitet Tobias Merckle, der geschäftsführende Vorstand des Vereins Seehaus e.V. in das Thema „Restorative Justice“ ein und freut sich, dass der CDU-Bundestagsabgeordnete Marc Biadacz zusammen mit der CDU-Fraktionsvorsitzenden Elke Staubach aus Leonberg das Seehaus zum wiederholten Mal besuchen. Restorative Justice sieht in einer Straftat nicht nur den Rechtsbruch, sondern vor allem die Schädigung von Personen, Beziehungen und der Gemeinschaft. Eine Reaktion auf die Tat hat daher das Ziel der Wiedergutmachung des entstandenen Schadens.
„Es ist sehr wichtig, dass Täter für ihre Straftaten schnell zur Verantwortung gezogen werden – weil sie so erleben, dass ihre Taten direkte Konsequenzen haben“, so Tobias Merckle. Ein Jugendlicher zum Beispiel habe ein Haus mit Graffiti verschmiert – und aufgrund der engen Zusammenarbeit des Seehauses mit den Häusern des Jugendrechts konnte schon in der darauffolgenden Woche mit dem Jugendlichen zusammen das Graffiti wieder beseitigt werden. „In Deutschland allerdings werden Täter-Opfer-Ausgleiche eher im Bagatellbereich eingesetzt, in anderen Ländern wie zum Beispiel Kolumbien arbeitet man mit diesem Mittel auch bei sehr schwerwiegenden Straftaten“, erklärt Tobias Merckle.
„Restorative Justice“ ist die Basis für alle Arbeitsbereiche des Seehauses, daher gibt es Programme für Opfer, Täter und die Gesellschaft. „Man muss immer beide im Blick haben – Opfer und Täter“, so der Bundestagsabgeordnete Marc Biadacz. „Gut, dass es das Seehaus mit sinnvollen Lösungen bei Kriminalität gibt. Schön wäre, wenn es in Zukunft mehr als die bisher fünf Einrichtungen in Deutschland gibt“.
Das Seehaus plant ein Zentrum zur Förderung von Restorative Justice, um die Themen Opferperspektiven, Opferrechte, Verantwortung von Tätern, Wiedergutmachung und Einbeziehung der Gesellschaft auf Bundes- und Landesebene voranzutreiben. „Es wäre toll, wenn der Bund dies mit finanziellen Mitteln fördern würde“, wünscht sich Tobias Merckle zum Abschluss des Besuches und bedankt sich bei Marc Biadacz und Elke Staubach für das Interesse in die Arbeit des Seehauses.