Wie gelingt „Wiedergutmachung“ – und was ist das überhaupt? Was empfinden Opfer, und wie können sie in einem täterorientierten Strafprozess Hilfe finden? Wie können Staatsanwaltschaften, Gerichte und Strafvollzug wirksam entlastet werden? Und wie gelingt „Restorative Justice“ – und was ist das überhaupt?
Opferorientierte Wiedergutmachung, Empathie-Trainings für Täterinnen und Täter im Strafvollzug und die Herausforderungen des Täter-Opfer-Ausgleichs; nur drei von vielen Themen, die am letzten Wochenende im ehrwürdigen historischen Klosterhof St. Afra in Meißen/Sachsen diskutiert wurden. Auf einer vom Hammerweg e.V. und der Sächsischen Landeszentrale für politische Bildung (SLpB) hervorragend organisierten Fachveranstaltung kamen Experten aus Sachsen, aber auch von Hamburg über Berlin bis nach Freiburg im Breisgau zusammen.
Die Sächsische Staatsministerin der Justiz und für Demokratie, Europa und Gleichstellung Katja Meier „stand Rede und Antwort“, erklärte das große Interesse der Landesregierung an „Restorative Justice“ und dankte den zahlreichen ehrenamtlichen Teilnehmerinnen und Teilnehmern für ihr Engagement im Opferschutz, im Strafvollzug und in der Konfliktbeilegung. Starke Beiträge der „Opferhilfe Sachsen“, der „Bundesarbeitsgemeinschaft TOA“ und von Wissenschaftlern des „Sächsischen Zentrums für kriminologische Forschung Sachsen“ (Chemnitz) und der Juristenfakultät an der Universität Leipzig wurden durch viel beachtete Vorträge aus der Seehaus-Arbeit ergänzt. Elvira Pfleiderer machte an der Opferberatung in einem versuchten Mordfall deutlich, wie lange Tatopfer und ihre Angehörigen Antworten auf die Straftat suchen und wie lang der Weg zur Vergebung sein kann. Hannah Gebers und Benjamin Winkler berichteten von ihrer Arbeit in Justizvollzugsanstalten, Täter für die Folgen ihrer Tat zu sensibilisieren und die emotionale Seite der Straftat zu erkennen, um Verantwortung für die Auswirkungen bei direkt und indirekt Betroffenen zu übernehmen.
Viele Teilnehmer gerade aus dem Strafvollzug des Freistaates Sachsen zeigten großes Interesse an den Programmen. Die Staatsministerin zeigte sich dankbar, dass der Seehaus e.V. diese Pilotprojekte durchführt und seine Erfahrungen einbringt. Man kann den Verantwortlichen des Hammerweg e.V. und der SLpB nur herzlich für die gelungene Veranstaltung danken, die zu mehr Verständnis, Vernetzung und Kooperation führen wird: die „Meißner Tagung 2023“ war eine wichtige Wegmarke auf der Route zu mehr Gerechtigkeit und Wiederherstellung.