Friedensbotschafter aus Ruanda und Kolumbien treffen sich in Deutschland zum gemeinsamen Erfahrungsaustausch
Vortrag im Seehaus Leonberg am Dienstag, 30.5.17 um 19.30 Uhr
In Ruanda sind ca. 800.000 Menschen während des Völkermords umgekommen. In Kolumbien wurden während des 52 Jahre dauernden Konflikts mehr als 220.000 Menschen getötet und mehr als 5 Millionen wurden vertrieben. Dabei wurden viele Kinder und Jugendliche von den bewaffneten Gruppen zwangsrekrutiert. Nach solchen Konflikten ist die Frage, wie ein friedliches Zusammenleben möglich ist.
Gäste aus Ruanda und Kolumbien berichten im Seehaus:
- Bischof John Rucyahana, Präsident von Ruandas National Unity and Reconciliation Commission, Mitglied Beraterkreis des Präsidenten und Vorstandsvorsitzender von Prison Fellowship Ruanda
- Deogratias Gashagaza, Geschäftsführer von Prison Fellowship Ruanda
- Margarita Restrepo, Mitglied im kolumbianischen Repräsentantenhaus
- Lácides Hernández, Präsident von Prison Fellowship Kolumbien
Bischof Gashagaza begann nach dem Genozid, Gefangene zu besuchen und gründete Prison Fellowship Ruanda. Inzwischen ist dadurch eine große Bewegung geworden. Neben der Arbeit im Gefängnis und der Arbeit mit Familien von Opfern stand Wiedergutmachung und Versöhnung von Anfang an im Mittelpunkt. Inzwischen sind sieben „Dörfer der Versöhnung“ mit über 600 Häusern entstanden. Dabei haben die Täter von einst geholfen, die Häuser für Opfer und ihre Angehörigen zu bauen und umgekehrt. Inzwischen leben Täter und Opfer friedlich zusammen, haben gemeinsame Kooperativen geschlossen und leben Versöhnung.
Das ruandische Modell hat der Geschäftsführende Vorstand des Seehaus e. V., Tobias Merckle, vor vier Jahren Francisco Galan, dem ehemaligen Chef der zweitgrößten Guerilla-Organisation in Kolumbien (ELN), und Lácides Hernandez bei einem Deutschlandbesuch vorgestellt. Seit 2015 wird es in abgewandelter Form mit deutscher Unterstützung in Kolumbien umgesetzt. In bisher fünf „Dörfern der Versöhnung“ nehmen Ex-Guerilleros und Paramilitärs gemeinsam mit Opfern des Konflikts an Versöhnungstreffen teil und bauen zusammen zerstörte Infrastruktur in ihren Dörfern wieder auf. Durch die gemeinsame Arbeit für eine bessere Zukunft kann Versöhnung geschehen und die Grundlage für ein friedliches Zusammenleben geschaffen werden. Die von Tobias Merckle gegründete Hoffnungsträger Stiftung fördert den Friedensprozess in Kolumbien und Ruanda.
Die Abgeordnete Margarita Restrepo setzt sich vor allem für die Rechte von Menschen ein, die als Kinder oder Jugendliche von den Konfliktparteien als Kindersoldaten rekrutiert wurden und berichtet von Wiedereingliederungsprojekten.
Der Vortrag findet im Schickhardt Forum im Seehaus Leonberg (Seehaus 1) statt.
Mehr zur Arbeit unserer Partnerorganisationen in Ruanda und Kolumbien siehe auch folgende Pressemitteilungen:
Präsident Santos im Dorf der Versöhnung
Dörfer der Versöhnung in Ruanda