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„Großes Kino“ für Gerechtigkeit im Seehaus

Auf den ersten Blick haben Grégoire, Nawelle, Sabine und Chloé nichts gemeinsam – bis auf die Tatsache, dass sie Opfer von Verbrechen wurden. Jetzt nehmen sie freiwillig an einem Programm für eine Täter-Opfer-Aussprache teil, in dem sie auf Kriminelle treffen, die für ihre Taten im Gefängnis sitzen. Für beide Seiten beginnt eine emotionale und schwierige Reise, in der es Mut, inneres Vertrauen und Freunde braucht, um Ressentiments zu überwinden – und sich vielleicht Wege finden, die Schatten der Vergangenheit zu besiegen.

 

© Ulrich Weinhold

Zur Deutschlandpremiere des französischen Justizfilms „All eure Gesichter“ saßen gestern Abend junge Straftäter neben Opferberaterinnen, Empathie-Trainerinnen und Opfern von Gewalttaten im historischen Glemseck-Saal des Seehaus Leonberg. Der Film behandelt die Suche nach Gerechtigkeit mit der Methode der „Restorative Justice“, einem stark opferorientierten modernen Ansatz der Konfliktvermittlung. Im Film kommen Opfer und Täter von Straftaten in einem französischen Gefängnis in kreisförmigen Sitzungen zusammen und berichten einander, was die Straftat mit ihnen gemacht hat. Trainerin Minke Burkhardt, die selbst im Jugendstrafvollzug in der JVA Adelsheim ähnliche Sitzungen mit dem Programm „Opfer und Täter im Gespräch“ anbietet, meinte im Anschluss: „Sogar die Dialoge des Films sind wie aus dem echten Leben gegriffen – genau so verleugnen die Täter am Anfang die Verantwortung für ihre Tat.“ Und eine ältere Dame, die selbst Betrugsopfer wurde und nun in Gefängnissen Straftätern ihre Leidensgeschichte erzählt, ergänzt: „Ja, am Anfang kann man sich das nicht vorstellen – dass Täter aufmerksam zuhören. Dass in ihnen etwas aufbricht, dass es zu Emotionen kommt. Ich habe in Adelsheim von einem jungen Insassen eine Karte geschenkt bekommen, der mir schrieb: „Danke, dass du mich nicht gleich verurteilt und mir zugehört hast.“ Durch Restorative Justice werden Opfer darin gestärkt, ihre Straftaten emotional zu verarbeiten und sich wieder selbstwirksam zu erleben. Weitere Kinoveranstaltungen mit anschließenden Berichten von Opfern und Tätern aus dem Seehaus finden am 11. Januar 2024 im ZEBRA-Kino Konstanz und am 18. Januar 2024 im KoKi-Kommunalkino Esslingen statt. Auch in Leonberg ist eine weitere Veranstaltung geplant.

Sie sind Opfer einer Gewalttat geworden und suchen professionelle Hilfe, Beratung und Begleitung? Melden Sie sich in der kostenlosen Seehaus-Opferberatung unter

Telefon / WhatsApp 0177 – 4435642


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