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Justizminister Stickelberger bedankt sich bei Seehaus-Mitarbeitern und Ehrenamtlichen

StickelbergerDer baden-württembergischen Justizminister Rainer Stickelberger hat im Rahmen der ECOR-Konferenz das Seehaus Leonberg besucht. In seiner Rede zum Abschluss der Fachtagung lobte der Minister das Kernanliegen der Teilnehmenden aus mehreren europäischen Ländern, sich mit dem Austausch und der Entwicklung von guten Beispielen für die Arbeit im Gefängnis zu beschäftigen. „Solche Modellprojekte führen dazu, dass sich der herkömmliche Justizvollzug wandelt und verbessert“, sagte Stickelberger.
Den Jugendstrafvollzug in freien Formen bezeichnete er als „Flaggschiff“ unter derartigen Projekten in Baden-Württemberg. „Hier im Seehaus und in Creglingen bieten wir seit über zehn Jahren im Sinne des ECOR-Projekts eine Alternative im System des Jugendstrafvollzugs an. Mit der Ausgestaltung des Jugendstrafvollzugs in freien Formen als besonderer Unterbringungsform vor geschlossenem und offenem Jugendstrafvollzug sind wir weit gegangen, weil wir den Mitarbeitenden und den Trägern des Jugendstrafvollzuges in freien Formen einen guten Umgang mit den jungen Gefangenen zutrauen und in den letzten zehn Jahren damit gute Erfahrungen gemacht haben“, fügte er hinzu.
Justizminister Stickelberger würdigte den Einsatz von Seehaus-Leiter Tobias Merckle, den Mitarbeitern des Seehauses und den Ehrenamtlichen. „Hier und heute bietet sich die Gelegenheit, mich bei den Seehaus-Mitarbeitenden für die gute Arbeit zu bedanken, die sie im Jugendstrafvollzug in freien Formen leisten. Solch eine innovative Vollzugsform steht und fällt mit denen, die an und mit den jungen Gefangenen arbeiten. Als Hauseltern, im Werk- und Bildungsbereich, bei Freizeit und Sport leisten Sie hier im Seehaus im wahrsten Sinne des Wortes eine vorbildliche Arbeit, denn Vorbilder sind es, was die jungen Gefangenen vor allem brauchen.“

Neben Stickelberger kamen weitere namhafte Redner zu Wort. Zu Beginn der Veranstaltung hat Valdeci Ferreira aus Brasilien das APAC Modell vorgestellt. APAC ist ein Gefängnismodell, in dem Gefangene in einer „Gemeinschaft der Wiedergutmachung“ (Community of Restoration) zusammenleben. Das Selbstwertgefühl der Teilnehmer wird über Wertschätzung und Verantwortung gesteigert und sie werden auf ein Leben ohne Straftaten in Verantwortung für sich und ihre Mitmenschen vorbereitet. In Brasilien gibt es inzwischen 48 Gefängnisse, die ganz von Prison Fellowship Brasilien geführt werden. Diese Gefängnisse funktionieren ganz ohne Vollzugsbeamte. Sie werden unter Anleitung der Mitarbeiter von den Insassen selbst verwaltet und geführt. In ca. 150 Gefängnissen in Brasilien gibt es Abteilungen, die nach den gleichen Prinzipien funktionieren. Inzwischen gibt es ähnliche Modelle in 12 Ländern. Das APAC Programm stand auch Pate für das Seehaus-Konzept.

Mit dem von der EU geförderten ECOR Projekt wurde untersucht, wie die APAC Methode noch weiter in Europa Fuß fassen und verbreitet werden kann. Bei der Konferenz waren Teilnehmer aus Bulgarien, England, Estland, Holland, Schweiz, Italien, Portugal, Tschechien und den USA anwesend.

Professor Lösel, eine Koryphäe im Bereich der Kriminologie und evidenzbasierten Forschung im Strafvollzug hat die APAC Methode mit den Erkenntnissen der Forschung in diesem Bereich verglichen und festgestellt, dass die wesentlichen Elemente der APAC Methode mit den internationalen Forschungsergebnissen über erfolreiche Methoden in der Resozialisierung übereinstimmen. (aje)

Die Rede von Justizminister Rainer Stickelberger bei der ECOR-Konferenz im Worlaut.

Video über das Seehaus Leonberg im Rahmen des ECOR-Projekts.

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