Leonberg 22.04.13:
Hoch hinaus ging es für die Jugendlichen aus dem Seehaus am letzten Wochenende. Sie konnten sich im Waldhochseilgarten im Freizeitpark Rutesheim sportlich betätigen, ihre Höhenangst überwinden, Teamarbeit lernen und an ihre Grenzen kommen.
Auf Einladung von Heiko Barthelmeß vom Waldhochseilgarten im Freizeitpark Rutesheim ging es für über 40 Seehäusler „hoch hinaus“. Der Einladung sind sowohl die im Seehaus untergebrachten Jugendstrafgefangenen, Mitarbeiter, ehrenamtliche Mitarbeiter, ehemalige Seehausbewohner und Familien von Mitarbeitern gefolgt. Sie alle konnten ihre Kletterkünste unter Beweis stellen. Für den ein oder anderen war dies eine große Überwindung. So kam David (Namen von der Redaktion geändert) am Anfang keine zwei Meter weit. Er konnte seine Höhenangst nicht überwinden. Doch mit Hilfe von Andreas Harm, Mitarbeiter im Seehaus und gleichzeitig Klettertrainer im Waldhochseilgarten, ging es dann Schritt für Schritt vorwärts. Am Ende des Nachmittags wollte er dann gar nicht mehr aufhören und hat einen Parcour mit Windeseile durchschritten. „Ich habe meine Angst überwunden“, rief David ganz begeistert. Igor, ein Ehemaliger aus dem Seehaus, der jetzt seine Lehre als Schreiner in der freien Wirtschaft weitermacht, hat Timon, den Sohn seiner ehemaligen Hauseltern durch die Parcours begleitet und stand so vor der ein oder anderen pädagogischen Herausforderung. Für andere galt die Herausforderung, möglichst alle Parcours in möglichst kurzer Zeit zu durchklettern. Auch sie kamen an ihre Grenzen und so waren am Ende alle erschöpft, aber glücklich.
Es war eine willkommene Abwechslung zum stressigen Tagesablauf im Seehaus. Dort beginnt der Tagesablauf um 5.45 Uhr mit Frühsport. Bis 22.00 Uhr durchlaufen die Jugendlichen ein striktes Erziehungsprogramm. Dabei können sie ihren Hauptschulabschluss nachholen und das erste Lehrjahr für Bau- oder Holzberufe absolvieren. Im Einzelgespräch und in Gesprächsrunden arbeiten sie Themen wie Drogen- und Spielsucht oder Gewalt auf. Gleichzeitig werden sie mit ihren Straftaten und den Auswirkungen für die Opfer konfrontiert und leisten über gemeinnützige Arbeit Wiedergutmachung an die Gesellschaft.
Sport spielt im Seehaus eine wichtige Rolle. Dadurch können die Jugendlichen Teamarbeit und Fairness einüben, körperlich fit werden und Selbstbewusstsein aufbauen. Sie dürfen erleben, dass sie keinen Alkohol und keine Drogen brauchen, um einen „Kick“ zu bekommen und an ihre Grenzen zu kommen. Da die Kriminalität in der Gruppe auch oft aus einer Langeweile entstand, ist es auch wichtig, dass die Jugendlichen für sich neue Möglichkeiten finden, ihre Freizeit zu gestalten. Die Einbindung in Sportvereine, kirchliche Jugendarbeit oder ehrenamtliches Engagement, z.B. bei der Feuerwehr dienen so auch der Prävention und der Integration der Jugendlichen in die Gesellschaft.
Der Erlebnispädagoge Andreas Harm ist im Seehaus Leonberg für die Auswahl der Jugendlichen aus der JVA Adelsheim, für die Betreuung bei verschiedenen Programmpunkten, Sport und für die Nachsorge zuständig. So begleitet er sie bei ihrem Weg ins Seehaus bis hin zu ihrer Eingliederung in das Leben in Freiheit. Nebenbei arbeitet er regelmäßig im Waldhochseilgarten. So kam er mit seinem dortigen Chef Barthelmeß auf die Idee, die Seehäusler „hoch hinaus“ zu lassen. Für die Jungs war es ein tolles Erlebnis, von dem sie noch lange zehren werden und so sind sie Barthelmeß sehr dankbar für die Einladung in den Hochseilgarten Rutesheim.
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