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Staatssekretär Benjamin Strasser besucht Seehaus Leonberg

Staatssekretär Benjamin Strasser aus dem Bundesjustizministerium besucht Seehaus Leonberg

Staatssekretär Benjamin Strasser MdB besuchte gemeinsam mit den Landtagsabgeordneten und Mitgliedern des Arbeitskreises Recht der FDP Julia Goll und Nico Weinmann und dem Wahlkreisabgeordneten Hans Dieter Scheerer das Seehaus Leonberg. Nachdem die Einrichtung bereits über 20 Jahre erfolgreich besteht, machte er sich mit Arbeitsweise, Methodik und den „besonderen Bewohnern“ des Seehauses vertraut.

Gründer Tobias Merckle berichtete dabei auch von neuen Konzepten für den Friedensprozess in Kolumbien und die Ausweitung der Arbeit hier in Deutschland. Immer mehr Bundesländer zeigen Interesse an der innovativen Art, jugendliche Straftäter besonders zu betreuen. Im europäischen Raum gibt es die Bewegung Rescaled, die sich für kleine Hafthäuser einsetzt. In Belgien hat das Justizministerium zum Ziel gesetzt, dass bis 2050 80% aller Gefangenen in kleinen Hafthäusern mit bis zu 60 Insassen untergebracht sind. Auch in Osteuropa beginnen Länder wie Ukraine, Litauen, Estland oder Tschechien, ähnliche Projekte umzusetzen, dabei werden sie vom Seehaus e.V. begleitet und beraten.

Ein wichtiger Aspekt war bei den Gesprächen auch die Sichtweise der Opfer und den Bedarf für Opferberatungsstellen. Das Seehaus arbeitet nach den aussöhnenden Prinzipien der „Restorative Justice“. Diese setzt die Bedürfnisse der Opfer in den Mittelpunkt genauso wie die Verantwortungsübernahme des Täters, beispielsweise in einem Täter-Opfer-Ausgleich zu bewegen.

Diskutiert wurde bei dem Treffen auch, dass innerhalb der EU viele Länder gravierende Probleme im bisherigen Strafvollzug haben wie übergreifende Gewalt und massiver Personalmangel. Dagegen können Einrichtungen des Strafvollzuges in freien Formen wie das Seehaus mit sehr guten Resozialisierungschancen, attraktiven Berufstätigkeiten und einer hohen Anzahl ehrenamtlich Engagierter ein ganz anderes „Einrichtungsklima“ bieten. Davon überzeugte sich der Gast dann auch bei einem Rundgang über das Gelände, lernte den Wald- und Tierkindergarten kennen und das Fehlen von Mauern, Gittern und Stacheldraht.

Einer der Jugendlichen, der wegen einer schweren Straftat mehrere Jahre inhaftiert ist, berichtete authentisch über seine Entwicklungen zwischen den Jahren in der JVA Adelsheim und seiner Zeit im Seehaus. Der Staatssekretär dankte für den intensiven Einblick. Auch wenn in Deutschland Strafvollzug Länder- und eben nicht Bundesaufgabe ist, versprach er, die weiteren Entwicklungen aufmerksam zu verfolgen und nach seinen Möglichkeiten zu unterstützen.

 

„Das Seehaus Leonberg ist ein sehr gutes Beispiel für den Jugendstrafvollzug in freien Formen, für den sich im Jahr 2003 der damalige FDP-Justizminister Baden-Württembergs, Prof. Dr. Ulrich Goll, stark gemacht hat. Baden-Württemberg hat seitdem gute Erfolge bei der Resozialisierung junger Straftäter erzielt und ist mit dem Seehaus und anderen Einrichtungen ein Leuchtturm in der Bundesrepublik. Wir verfolgen die Einrichtung deshalb auch im Bundesjustizministerium mit großem Interesse.“, meint Staatssekretär und Bundestagsabgeordneter Benjamin Strasser.