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Zum letzten Mal: Seehaus-Café in Störmthal

Rückblick letztes Seehaus-Café in Störmthal 10. September 2017:
Wir sagen Dankeschön!

Volles Haus, Sonnenschein, lecker Kaffee und Kuchen: Die äußeren Rahmenbedingungen für das letzte Seehaus-Café in Störmthal waren spitze. Trotzdem mischte sich auch Melancholie in die fröhliche Stimmung: Nach 6 Jahren Strafvollzug in freien Formen im „Lutherstift“ steht für die Seehäusler der Abschied vor der Tür. Dass es mal so lange dauern und am Ende so viel Wertschätzung geben würde, war im September 2011 nicht zu vermuten. Kurzinterviews mit Weggefährten des Seehauses riefen Erinnerungen an die vergangen Jahre wach, die so beschwerlich begannen. „Die Skepsis im Dorf war groß, es gab kein anderes Gesprächsthema mehr, es war eine regelrechte Hysterie“, schilderte Kay Müller-Hegemann die Atmosphäre damals. Er hatte 2011 selbst auf der Unterschriftenliste gegen das Seehaus unterschrieben. Heute nun wandte er sich an die Bürgermeisterin Frau Dr. Lantzsch: „Danke dafür, dass unsere Petition gegen das Seehaus damals nicht zum Erfolg führte. Nur so konnten wir die Entwicklung des Projekts und der jungen Inhaftierten miterleben, unsere Meinung ändern und jetzt – mit Eurem baldigen Umzug

Die besten Nachbarn, die man sich wünschen kann!

von Störmthal an den Hainer See – sind wir fast schon traurig, dass Ihr geht“. Frau Lantzsch bedankte sich stellvertretend beim Nachbar-Ehepaar Neidhold für die Bürger, die dem Seehaus und seinen Bewohnern offen begegnet sind. Dazu zählte z.B. auch das Team um Kindergartenleiterin Margit Helas, das sich den anfangs heftigen Widerständen aus der Elternschaft stellte, als es um gemeinsame Projekte mit dem Seehaus ging. Heute ist es selbstverständlich, dass die Kinder aus dem „Knirpsenland“ regelmäßig zum Seehaus wandern, dort ihr eigenes Gemüsebeet pflegen und ihren Hasen Schnuffel versorgen, für den sie eine Patenschaft übernommen haben. Mit Reparaturen, Verschönerungen und Spielgeräten haben wiederum die jungen Männer vom Seehaus in der Kita Spuren hinterlassen. Menschen wie Kita-Leiterin Helas und Bürgermeisterin Lantzsch den gaben den jungen Männern durch Aufgaben und  Projekte immer wieder die Gelegenheit, positiv aufzufallen. Unterstützt wurden sie dabei oft von ehrenamtlichen

Ein ehemaliger Seehaus-Teilnehmer mit seinem Ausbilder rätseln zusammen beim Quiz über die Seehaus-Chronik

Mitarbeitern, für die Tobias Boden stellvertretend interviewt wurde. Seit 2012 hilft er wie viele andere Ehrenamtliche beim Seehaus mit und investiert seine Freizeit in den Kontakt mit den Jungs. Dass man dabei einiges zurückbekommt, berichtete in einem weiteren Kurzinterview auch der Ehrenamtliche Willi Oeser eindrücklich: Bei einem Ausflug mit einem der jungen Männer wurde er ohnmächtig. Mit welcher Abgeklärtheit sein junger Begleiter dann im Gasthof Störmthal einen Notruf absetzte und sich um stabile Seitenlage und funktionierende Atmung

Anschnitt der D-A-N-K-E-!-Torten

kümmerte, beeindruckte alle Zuhörer. Sich dafür noch einmal öffentlich zu bedanken, war Oeser ein großes Anliegen. Das Danksagen war der rote Faden des Nachmittags: Die Seehaus-Jungs hatten für die Gäste ein kleines Theaterstück vorbereitet. Dabei stellten sie mit einem Augenzwinkern eine ihrer pädagogischen Gesprächsrunden vor. Außerdem hatten sie im Vorfeld jede Menge Obst verarbeitet, so dass sich jeder Gast eines von 150 Marmeladengläsern mitnehmen konnte. Für die Seehaus-Café-Gäste hatten Mitarbeiter des Seehauses sechs leckere Torten zu einem D-A-N-K-E-! zusammengebacken und dekoriert. Der Gemeinde Großpösna und ihren Bürgern dankte Seehaus e.V. mit zwei weiteren Holzbänken für den Störmthaler See, die während der gemeinnützigen Arbeitszeit der jungen Männer entstanden. Die Bürgermeisterin wiederum hatte für die Wohngemeinschaft Tassen mit Großpösna-Schriftzug  im Gepäck, „damit Sie uns da am Hainer See nicht

Neubaus Seehaus Leipzig, 21.09.2017

vergessen“. Bis zum Umzug ins neue Seehaus Leipzig wird es noch ein paar Monate dauern, berichte Leiter Michael Bartsch – Januar 2018 ist anvisiert. Die Seehäusler werden Störmthal mit einem weinendem Auge verlassen, aber in jedem Falle auch mit einem Gefühl, zu dem viele Bürger und Verantwortliche aus der Gemeinde über die Jahre  beigetragen haben: Dankbarkeit!


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