Der Arbeitskreis Justiz und Migration der Landtagsfraktion Grünen (Baden-Württemberg) zu Besuch im Seehaus Leonberg
Die Mitglieder des Arbeitskreises unter Vorsitz von Daniela Evers haben sich vor Ort ein Bild vom Jugendstrafvollzug in freien Formen im Seehaus gemacht und sich über die weiteren Arbeitsbereiche von Seehaus e.V. informiert.
Gemeinsam haben wir über Restorative Justice diskutiert – ein Justizmodell, bei dem die Opferperspektive und Wiedergutmachung im Mittelpunkt stehen und im Idealfall Opfer, Täter und Mitglieder der Gesellschaft gemeinsam über die Schäden, Bedürfnisse und Verpflichtungen, die aus der Straftat entstanden sind, sprechen, „um zu heilen und die Dinge, soweit wie möglich in Ordnung zu bringen“ (Howard Zehr).
Ingrid Steck und Elvira Pfleiderer haben aus ihrer Arbeit in den Opferberatungsstellen berichtet und die Notwendigkeit, dass Opfer von Straftaten – unabhängig von der Art der Straftat und vom Zeitpunkt unkompliziert Hilfe und Begleitung bekommen. So werden in 50% der Bundesländer Opferberatungsstellen aus dem Landeshaushalt finanziert – hoffentlich bald auch in Baden-Württemberg.
Auch das vom Seehaus e.V. praktizierte Modell der „Begleiteten Gemeinnützigen Arbeit“ wurde diskutiert. Dabei werden zumeist junge Menschen, die Sozialstunden ableisten müssen, von Seehaus-Mitarbeitern begleitet. Bei der gemeinsamen Arbeit und in zusätzlichen Einzelgesprächen können die Mitarbeiter so mit den Klienten aufarbeiten, wie es zu den Straftaten kam, was sie in ihrem Leben ändern wollen und müssen und gemeinsam Zukunftsperspektiven erarbeiten.
Aus Sicht von Tobias Merckle ist die gemeinnützige Arbeit neben dem Täter-Opfer-Ausgleich das sinnvollste Instrument, das unser Strafrecht bietet, da sich die Täter hierbei aktiv einbringen und dem Opfer und/oder der Gesellschaft etwas zurückgeben und so Verantwortung übernehmen. Beide Instrumente werden viel zu selten angewendet, bei den Sozialstunden auch, weil eine sinnvolle Ausgestaltung oft nicht gegeben ist. Dies kann durch die sozialpädagogische Begleitung gewährleistet werden. So kann die Vergangenheit aufgearbeitet und Zukunftsperspektiven eröffnet – und damit die Wiederholungsgefahr verringert werden. Ein Gewinn für die Gesellschaft – und für die jungen Menschen. Das Landratsamt Böblingen ist hier Vorreiter und Vorbild für andere Landkreise. Die pädagogische Begleitung wird hier voll finanziert.
Der Arbeitskreis Justiz und Migration war durch Daniela Evers, Thomas Hentschel, Catherine Kern und Fadime Tuncer vertreten. Peter Seimer als Wahlkreisabgeordneter war schon zum wiederholten Mal im Seehaus.
Germaine Knoll-Merritt, Andrea Kratel und Jonas Philipzen haben die Abgeordneten begleitet.