Rodrick Zalimba, Leiter der Prison Fellowship (PF) im südafrikanischen Land Malawi, besuchte in dieser Woche zusammen mit zukünftigen Mitarbeitern aus den Niederlanden die Einrichtungen des Seehaus e.V., um sich über den Strafvollzug in freien Formen zu informieren.
In Malawi leben 3 von 4 Menschen in extremer Armut. Mit der Corona-Pandemie, Naturkatastrophen wie dem Zyklon „Freddy“ – bei dem eine halbe Million Einwohner ihre Unterkunft verloren haben – und stark steigenden Preise für Lebensmittel und Benzin steigt auch die Kriminalität. Dabei handelt es sich um ein „junges Land“:
mehr als 40 Prozent der Einwohnerinnen und Einwohner sind unter 15 Jahre alt.
Foto (v. l. n. r.)
Ulrich Weinhold, Referent für Restorative Justice, Seehaus e.V.; Jan-Willem und Klarinda Barth, Prison Fellowship Netherlands; Rodrick Zalimba, Prison Fellowship Malawi
Große Herausforderungen durch steigende Kriminalität in Malawi
In den Herausforderungen völlig überfüllter Haftanstalten und zusammenbrechender staatlicher Infrastruktur bietet PF Malawi eine Alternative für eine verbesserte Resozialisierung durch individuellere Betreuung. In der Übergangseinrichtung sind Gefangene in ihren letzten 6 Monaten ihrer Haftzeit und durchlaufen einen sehr durchstrukturierten Tagesablauf und erlernen ein Handwerk. Nachdem sie das Programm durchlaufen haben, bekommen sie neben dem Zertifikat auch Handwerkszeug, um sich im Anschluss selbstständig zu machen. Sie wollen das Thema „Restorative Justice“ mehr ausbauen und mehr Opferorientierung durch Sozialtrainings und Ausgleichsgespräche zwischen Tätern und Opfern anbieten. Beim Besuch ging es auch darum, die Arbeitsangebote des Seehaus e.V. kennenzulernen und zu prüfen, was in Malawi hilfreich sein könnte, um die Insassen besser auf ein Leben in Freiheit vorzubereiten. Das Vertrauen des dortigen Justizministeriums ist groß – bereits über 2.500 Gefängnisinsassen haben die Einrichtungen in Malawi durchlaufen, derzeit sind über 50 Männer in dem alternativen Hafthaus untergebracht. Rodrick erklärte zum Abschied, dass er „viel Stoff zum Nachdenken eingesammelt“ hat und sich auf eine weitere Zusammenarbeit freut: „Diese 20 Jahre Seehaus Leonberg haben viel Wissen hervorgebracht, dass wir auch in anderen Teilen der Welt anwenden können.“ Vereinbart wurde, durch fachlichen Austausch und den gezielten Einsatz von Fachberatern PF Malawi perspektivisch darin zu unterstützen, die dringend benötigten Angebote weiter auszubauen und nachhaltig auszugestalten.
Seehaus e.V. ist Mitglied bei Prison Fellowship International und somit Partner von Prison Fellowship Malawi.
Seehaus e.V. hat die offizielle Vertretung von RESCALED für Deutschland übernommen. RESCALED setzt sich auf europäischer Ebene für kleine Hafthäuser ein.