Leonberg 01.07.13:
Jacqueline Hofmann, Hausmutter im Seehaus Leonberg erhält einen Anerkennungspreis beim Katharina von Bora Tag in Torgau
Mit dem Katharina-von-Bora-Preis prämiert die Lutherstadt Torgau Frauen, die durch herausragendes gemeinnütziges Engagement in einem Projekt zum Thema „Toleranz“, dem Jahresmotto der Lutherdekade hervorstechen. Aus 30 eingegangenen Vorschlägen wurden fünf Preisträgerinnen ausgewählt.
Jacqueline Hofmann wurde für ihr Engagement als Hausmutter im Seehaus Leonberg ausgezeichnet. Gemeinsam mit ihrem Mann leitet sie seit sieben Jahren eine Wohngemeinschaft. In ihrer Zeit im Seehaus haben Hofmanns drei eigene Kinder bekommen. Zu den eigenen Kindern kommen bis zu sieben „ältere Brüder“ dazu, die – je nach Haftzeit – ein bis zwei Jahre mit Familie Hofmann mitleben. Die meisten der Jugendlichen haben bisher kein „funktionierendes“ Familienleben erlebt und erfahren so zum ersten Mal Liebe und Geborgenheit. Gleichzeitig sind sie eingebunden in ein striktes Erziehungssystem mit einem klar durchstrukturierten Arbeitsalltag. Um 5.45 Uhr beginnt der Tag mit Frühsport. Bis 22.00 Uhr ist ein festes Programm mit einer Zeit der Stille, Hausputz, einen Impuls für den Tag, Ausbildung und Schule, Gesprächsgruppen, gemeinnütziger Arbeit und Sport.
Für Familie Hofmann ist es immer wieder eine große Herausforderung, sowohl den eigenen Kindern, als auch den zeitweiligen Familienmitgliedern gerecht zu werden. Aber es sei eine Herausforderung, die sich lohnt. „Ich finde es total spannend zu sehen, wie Jugendliche, die kaum Grenzen oder Halt in ihrem Leben erfahren haben und auf die schiefe Bahn geraten sind, Struktur in ihr Leben bekommen. Oft sind sie zum ersten Mal richtig motiviert, ihr Leben auf die Reihe zu bekommen. Ich freue mich, dass Steffen, ich und unsere Kinder Teil des Seehauses sind und hautnah miterleben dürfen, wie sich die Jungs verändern und ihrem Leben eine neue Chance geben“ so Hofmann.
Auch für die Jugendlichen ist es eine Herausforderung: „Als ich hierher kam konnte ich mir das nicht vorstellen, dass ich in einer fremden Familie lebe. Es ist echt cool so herzlich aufgenommen zu werden. Dort bekomme ich Unterstützung bei all meinen Problemen“, so Igor*.
Hofmann ist mit ihrer Familie, einschließlich der Jugendlichen, in Torgau gewesen und konnte den Preis entgegennehmen. Übernachtet haben Hofmanns und die Jugendlichen im Seehaus Störmthal bei Leipzig, der zweiten Einrichtung des „Jugendstrafvollzugs in freien Formen“ des Vereins Seehaus.
Das Seehaus Leonberg wurde 2003 vom damaligen Justizminister Ulrich Goll als Alternative zum herkömmlichen Jugendstrafvollzug initiiert. Am 28. September feiert das Seehaus Leonberg sein 10jähriges Bestehen mit einem Tag der offenen Tür.
Den Hauptpreis und somit auch den Titel der „Katharina-Botschafterin“ bekam Sonja Brogatio für ihre Arbeit mit Flüchtlingen und Migranten. Brogatio ist Sprecherin des Flüchtlingsrates Leipzug und Initaitorin des Projekts „Integration durch Bildung“.
Der Preis ist benannt nach Katharina von Bora, der Frau Martin Luthers. „Katharina von Boras Botschaft ist ihr gelebter Einsatz für ihre Mitmenschen und ihr couragiertes Handeln als Frau – und das in einer Zeit, in der dies so gar nicht den herrschenden Rollenmustern entsprach. Diese Botschaft wird von den Preisträgerinnen durch ihr heutiges Engagement ebenso gelebt und weitergetragen“ so Oberbürgermeister Staude.
Mehr Infos:
http://www.katharinatag.de/Seiten/botsch.html
http://www.katharinatag.de/pdf/Pressemitteilung-Jury-Entscheid-2013.pdf
http://www.lutherin.de
http://www.luther2017.de
http://www.torgauerzeitung.com/Default.aspx?t=NewsDetailModus%2870101%29