Strafvollzug: Im Seehaus in Leonberg verbüßen straffällig gewordene Jugendliche ihre Haftstrafen zwischen Werkstatt, Sportplatz und Familienleben
Wenn schwere Jungs zu Löwen werden
Leonberg. SZBZ. Jürgen Wegner. 28.09.16: Man könnte fast vergessen, dass das kein einfaches Klientel ist. Die einen schrauben in der Schreinerei den Einbauschrank zusammen, ein anderer entdeckt sein musisches Talent, ein dritter mistet den Kaninchenstall aus. Normal soll das sein, das ist das Ziel. So normal, wie es für die jungen Männer eben möglich ist. Denn es sind schwere Jungs.
Das Haus kennt fast jeder vom Vorbeifahren. Der ehemalige Jagdsitz, den sich Sibylla von Anhalt 1609 von Heinrich Schickhardt bauen ließ, sitzt malerisch über dem Glems-eck. Dass hier Jugendstrafvollzug in fast geschlossener Form stattfindet, ist dagegen nicht jedem bekannt. Es gibt ja auch nicht einen einzigen Zaun oder eine Mauer, die darauf hindeuten würde.
In der Regel sind es junge Männer, die brutal zugeschlagen haben, die hier zurück ins Leben kommen sollen. Gewaltstraftäter. Meistens nach Jugendstrafrecht verurteilt, manche aber auch aus dem Regelvollzug. Ab und zu wollen sich hier auch junge Betrüger beweisen. Gefangene zwischen 14 und 23 Jahren, die – wenn ihre Haftanstalt zustimmt – ihre gesamte Strafe im Seehaus verbringen. Dort holen sie den Hauptschulabschluss nach, machen vielleicht sogar eine Ausbildung, sollen vor allem wieder integriert werden. Gesellschaftsfähig. In der Lage, auf eigenen Beinen zu stehen und ein geregeltes Leben zu meistern…