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Seehaus-Konzept überzeugt und zieht weitere Kreise

14-08-15 Besuch Staatssekretäre Hessen und BW Presse

Staatssekretär Thomas Metz (links) zusammen mit Seehaus-Leiter Tobias Merckle und Ministerialdirektorin Inken Gallner.

Das vom Seehaus e. V. umgesetzte Modell des Jugendstrafvollzugs in freier Form zieht weitere Kreise. Hessens Justiz-Staatssekretär Thomas Metz war gemeinsam mit der Abteilungsleiterin Strafvollzug Ruth Schröder zu Gast im Seehaus Leonberg, um sich ein Bild von dieser Art des Strafvollzugs für Jugendliche zu machen. Dabei kamen sie mit Ministerialdirektorin Inken Gallner vom baden-württembergischen Justizministerium zusammen, die dem Seehaus ihren Antrittsbesuch abstattete.
Seehaus-Gesamtleiter Tobias Merckle und einer der Jugendlichen hatten den Besuchern zunächst die Konzeption und den Alltag erläutert. In den Seehaus-Einrichtungen in Leonberg und Störmthal (bei Leipzig) sind 14- bis 23-jährige Jugendliche und junge Männer untergebracht, die zu einer Jugendstrafe verurteilt wurden. Sie leben mit Mitarbeitern familienähnlich in Wohngemeinschaften zusammen. In 12 bis 24 Monaten absolvieren sie eine schulische und berufliche Ausbildung. Daneben gehören Sport, gemeinnützige Arbeit, Wertevermittlung und Freizeitaktivitäten zum Programm. Beim anschließenden Rundgang über das Gelände und durch die Werkstätten gewannen die hochrangigen Gäste aus dem Justizbereich einen guten Eindruck von den Gegebenheiten vor Ort.
14-08-15 Besuch Staatssekretäre Hessen und BW WebseiteNach Ansicht von Tobias Merckle sollte die Wiedergutmachung oberstes Prinzip im Strafrecht sein – sei es am Einzelnen oder der Gesellschaft. Dieser Grundsatz spiele im Seehaus eine wichtige Rolle und werde entsprechend intensiv vermittelt. „Wenn man die Jugendlichen fordert und fördert, ist in einem Jahr viel möglich“, sagte Merckle in Bezug auf die Entwicklung der jungen Straftäter. Bislang hätten 98 Prozent der Jugendlichen nach ihrer Zeit im Seehaus einen Arbeits- oder Ausbildungsplatz bekommen. Der Seehaus-Leiter wies jedoch darauf hin, dass der Jugendstrafvollzug in freier Form nicht für jeden Straffälligen geeignet sei. Er stelle vielmehr eine wichtige Ergänzung zum Vollzug in der Haftanstalt und dem offenen Vollzug dar.
Zentraler Bestandteil des Seehaus-Konzeptes ist der Ansatz der Positiven Gruppenkultur. Dabei lernen die Jugendlichen, respektvoll miteinander umzugehen, sich gegenseitig zu unterstützen und Verantwortung für ihre Gruppe zu übernehmen. Tugenden, die später von ihnen am Arbeitsplatz oder in anderen Bereichen der Gesellschaft gefordert sind.
Ministerialdirektorin Inken Gallner sagte, dass sie bewegt sei von dem, was sie im Seehaus erlebt habe. „Damit meine ich nicht nur die äußeren Umstände, sondern vor allem das positive Auftreten der Jugendlichen.“ Sie freut sich über das gute Image, das die Einrichtung inzwischen in Leonberg und Umgebung besitzt. Das sei für die weitere Arbeit des Seehaus e. V. ein ermutigendes Signal.
Hessens Justiz-Staatssekretär Thomas Metz bedankte sich für die ausführlichen Erläuterungen. Die individuelle Betreuung und das intensive Fordern und Fördern der Jugendlichen zeichneten die Einrichtung in Leonberg aus, meinte er. Der Staatssekretär will das Seehaus-Konzept bei seinen Überlegungen zur Ausgestaltung des Jugendstrafvollzugs in Hessen berücksichtigen. „Wir haben hierzu zukunftsfähige Kooperationen entwickelt. Ich werde mich mit den Verantwortlichen unserer Jugendstrafanstalten austauschen und die Erfahrungen aus dem Seehaus-Konzept sowie eine Zusammenarbeit mit dem Seehaus e. V. in unsere weiteren Überlegungen einbeziehen“, sagte der Staatssekretär.

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